Enzyme sind bestimmte Proteine (Eiweiße), die sich in allen pflanzlichen und tierischen Organismen finden. Sie werden auch Biokatalysatoren genannt, denn ohne sie wäre kein Leben möglich. Bei jedem Stoffwechselprozess, beim Atmen oder Verdauen, aber auch bei der Heilung oder bei der Immunabwehr gegen Krankheitserreger spielen sie eine wichtige Rolle. Diesen Vorteil macht sich die Enzymtherapie zunutze.

Für zahlreiche Funktionen des menschlichen Körpers sind chemische Reaktionen verantwortlich, bei denen Enzyme eine entscheidende Rolle spielen. Zum Beispiel spalten Enzyme den Zucker mithilfe mehrerer chemischer Reaktionen auf, sonst könnten wir die über Nahrung zugeführte Energie gar nicht für unseren Körper nutzen. Erst die Enzyme ermöglichen dies. Als Biokatalysatoren beschleunigen oder hemmen sie alle biochemischen Reaktionen im Organismus. Fehlen bestimmte Enzyme kann dies gesundheitliche Folgen haben. Andererseits kann man durch die Zufuhr von Enzymen oder Enzympräparaten auch positiv korrigierend auf diese Prozesse einwirken.

Uraltes Wissen als Grundlage

Die Ursprünge der Enzymtherapie reichen Jahrhunderte zurück. In Südamerika z.B. werden die Ananas (Enzym Bromelain) sowie die Papaya (Enzym Papain) in der Naturheilkunde schon von jeher erfolgreich eingesetzt. Aber auch in Europa beschäftigen sich seit über 200 Jahren Forscher mit den Enzymen. Sie fanden im 19. Jahrhundert heraus, dass Enzyme bestimmte chemische Reaktionen beschleunigen können, ohne selbst an der Reaktion beteiligt zu sein.

Enzymtherapie bei Krebs

1939 begann die moderne Geschichte der Enzymbehandlung mit dem Einsatz der Enzymtherapie bei Krebs als systemische Behandlung. Prof. Dr. Max Wolf entwickelte damals ein Enzymgemisch, das noch heute in nahezu unveränderter Zusammensetzung äußerst erfolgreich medizinisch eingesetzt wird. Mittlerweile werden die isolierten Enzyme von Pflanzen und Früchten in Kombination mit weiteren Enzymen erfolgreich bei vielen Erkrankungen angewendet. Letztlich hat eine Vielzahl wissenschaftlicher Studien die Wirkweise von Enzymen nachgewiesen.

Dr. Riccardo Spartaro ist biomedizinischer Forscher und beschäftigt sich seit Jahren mit der Enzymtherapie. Be seinem Aufenthalt in Wien erklärt der Experte: „Wenn der Körper nicht mehr im Gleichgewicht ist oder Menschen bereits erkrankt sind, reicht die Menge an Enzymen, die über Lebensmittel aufgenommen werden können, oft nicht aus. Durch die Zufuhr eines Enzympräparats kann der aus dem Gleichgewicht gebrachte Körper wieder moduliert werden.“ Dies wirkt ähnlich wie ein Reset bei einem abgestürzten Computer. Durch den Einsatz von Enzymen wird die Enzymaktivität neu angeregt und dadurch das ganze System wieder zum Laufen gebracht. Alle unangemessenen Reaktionen des Immunsystems werden wieder reguliert. Als begleitende Enzymtherapie bei Krebs sind z.B. bestimmte eiweißspaltende Enzyme geeignet, welche die Aktivität der weißen Blutzellen erhöhen und auf diese Weise die Ausbreitung der Tumorzellen erschweren.

Zusammenarbeit zwischen Schulmedizin & Enzymtherapie

In der klassischen Schulmedizin werden oftmals Medikamente eingesetzt, die zumeist nur die Krankheit oder die Auswirkungen blockieren. Dadurch wird das zugrunde liegende Problem aber nicht gelöst. Riccardo Spartaro: „Wenn aber der ganze Prozess modifiziert wird, kann die Krankheitsursache aufgelöst werden, die Zelle selbst agiert dann durch das Enzym.“ Der Forscher sieht jedoch keine Entweder/Oder-Situation. Er sieht in der Enzymtherapie eine sinnvolle Ergänzung zur Schulmedizin. Die Synergie und Kooperation von Schulmedizin, Medikamenten und Enzymtherapie sei seiner Meinung nach der optimale Therapieweg. Enzympräparate sind als Nahrungsergänzungsmittel rezeptfrei erhältlich, jedoch im Sinne der bestmöglichen Behandlung ist eine Rücksprache mit dem behandelnden Arzt in diesem Sinne ratsam.

Eine systemische Enzymtherapie kommt für unterschiedliche Einsatzgebiete in Frage: zur Stärkung der Selbstheilungskräfte, zur Linderung von Schmerzen, zur Behandlung von Wunden, Verletzungen und Entzündungen oder zur Ergänzung einer Strahlen- oder Chemotherapie bei Krebs. Die meisten Forschungsdaten mit Enzymen gibt es derzeit bei der Therapie von Atherosklerose, Multipler Sklerose, Hepatitis-C-Infektionen und Prostatakrebs. Riccardo Spartaro: „Wobei der Einsatz einer Enzymmodulation bei vielen anderen Krankheiten ebenso zielführend sein kann, jedoch sind derzeit noch zu wenige Daten vorhanden.“

Eine präventive Enzymtherapie ist auch bei gesunden Menschen empfehlenswert. „Der Körper ist in heutigen Zeiten ständig Stress ausgesetzt“, erklärt Riccardo Spartaro. „Sei es durch die Arbeit, durch Beziehungsprobleme, Umweltverschmutzung, dem natürlichen Jahreszeitenwechsel oder Bakterien und Viren.“ Mit einer präventiven Enzymtherapie könnten solche stressbedingten Probleme reduziert werden. Geeignete Zeitpunkte für diese Enzymkuren, die zwei Wochen dauern, sind jeweils Anfang Frühling und Anfang Winter.

Menschen, Tiere & Pflanzen

Da Enzyme auf alle Lebewesen wirken, gibt es mittlerweile auch Erfolge in der Anwendung bei Tieren und auch Pflanzen. So konnten durch eine „Enzyminfusion“ sogar Palmen und Olivenbäume von Schädlingen befreit werden.

Prinzipiell liefern frische Nahrungssmittel dem Körper alle notwendigen Enzyme. Ananas, Papaya, Sprossen, saisonales Gemüse und auch Obst zählen zu den besonders enzymreichen Lebensmitteln. Generell ist Rohkost reich an Enzymen, die vorwiegend der Nahrungsverdauung dienen. Die Enzymzufuhr über enzymatisch aktive Lebensmittel stellt für gesunde Menschen eine ausgezeichnete Möglichkeit dar, die Gesundheit zu unterstützen und weiterhin zu erhalten.

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