Da der angebliche Vorteil der jährlichen Zeitumstellungen immer mehr umstritten wird und es zunehmend Gegenargumente dafür gibt, startete im Juli eine EU-weite Befragung zu diesem Thema. Bis 16. August können alle EU-Einwohner noch ihre Meinung dazu abgeben.

„Nachdem von Bürgerinnen und Bürgern, vom Europäischen Parlament und von einigen EU-Mitgliedstaaten entsprechende Ersuchen eingegangen sind, hat die Kommission beschlossen, das Funktionieren der derzeitigen Sommerzeitregelung zu prüfen und zu bewerten, ob sie geändert oder beibehalten werden sollte. In diesem Zusammenhang möchte die Kommission die Meinung der europäischen Bürgerinnen und Bürger, Interessenträger und Mitgliedstaaten zur derzeitigen Sommerzeitregelung der EU und zu möglichen Änderungen dieser Regelung einholen,“ heißt es auf der Webseite. Die EU-Kommission wird dann entscheiden, ob sie einen Vorschlag zur Abschaffung der Zeitumstellung vorlegt.

Sommerzeit in Europa

In den meisten EU-Mitgliedstaaten reichen die Sommerzeitregelungen größtenteils bis in die Zeit des Ersten und des Zweiten Weltkriegs bzw. bis zur Ölkrise in den 1970er Jahren zurück. Ausschlaggebend waren anfänglich Gründe der Energiesparmaßnahmen, aber auch die Sicherheit im Straßenverkehr, mehr Freizeitaktivitäten durch längere Tageslichtphasen am Abend, oder die Anpassung der nationalen Gepflogenheiten an die der Nachbarn oder der wichtigsten Handelspartner. Regeln auf EU-Ebene zur Sommerzeit gibt es seit 1981. Seit 1996 stellen die Menschen in allen EU-Ländern die Uhren am letzten Sonntag im März eine Stunde vor und am letzten Oktober-Sonntag eine Stunde zurück.

Pro & Contras

In den letzten Jahren wurden mehrere Untersuchungen der verschiedenen Argumente vorgenommen. Sämtliche Studien, Einzelheiten sind auf der Webseite einzusehen.

Hier eine kurze Zusammenfassung:
Energie wird nicht gespart: Die Argumente, dass auf Grund der Sommerzeit Energie gespart wird, ist im Nachhinein betrachtet nach den Erkenntnissen der Forschung nur marginal.

Ungünstig für den Binnenmarkt: Eine nicht einheitliche Zeitumstellung. führt beim grenzüberschreitenden Handel zu höheren Kosten und zu Unannehmlichkeiten im Verkehr, bei der Kommunikation und bei Reisen sowie zu einer geringeren Produktivität bei Gütern und Dienstleistungen.

Auswirkungen auf die Gesundheit: Chronobiologische Forschungsergebnisse sind der Meinung, dass die Auswirkungen auf den menschlichen Biorhythmus stärker sein könnten als bisher angenommen. Eindeutige Erkenntnisse über die Gesamtwirkung auf die Gesundheit (d.h. Bilanz der angenommenen positiven und negativen Auswirkungen) liegen noch nicht vor.

Keine Auswirkungen im Straßenverkehr: In Ländern wie Österreich, in deren im Winter sowieso ab 16.00 dunkel ist, ist die Verkehrssicherheit nicht wirklich ein Argument. Es gibt noch keine gesicherten Erkenntnisse zur Wechselwirkung zwischen der Sommerzeitregelung und Unfällen im Straßenverkehr. Grundsätzlich könnte Schlafverlust aufgrund der Vorstellung der Uhren im Frühjahr das Unfallrisiko erhöhen. Gleichzeitig wird angenommen, dass die verlängerte Tageslichtphase an Sommerabenden positive Auswirkungen auf die Sicherheit im Straßenverkehr hat. Generell kann kein direktes Verhältnis zwischen der Sommerzeitregelung und Unfallzahlen hergestellt werden.

Auswirkungen auf Tiere: In der Vergangenheit geäußerte Befürchtungen hinsichtlich der Störung des Biorhythmus der Tiere und der Verschiebung von Melkzeiten aufgrund der Zeitumstellung wurden mit Einführung künstlicher Beleuchtung und Automatisierungstechnologien behoben – ob dies tatsächlich besser ist als der natürliche Rhythmus der Tiere sei dahingestellt. Im Gegensatz dazu kann eine weitere Tageslichtstunde im Sommer auch von Vorteil sein, da sie zusätzliche Arbeitsstunden für im Freien durchgeführte Tätigkeiten, z. B. Feld- und Erntearbeit, ermöglicht.

Sämtliche Details sind auf der Webseite ersichtlich. Die Liste umfasst offizielle Dokumente und Berichte der Kommission sowie die jüngsten Metastudien mit Analysen der vorliegenden wissenschaftlichen Berichte und Untersuchungen zu diesem Thema

Die Beantwortung der Fragen dauert nur ein paar Minuten und kann auf Deutsch durchgeführt werden.

ec.europa.eu/info/consultations/2018-summertime-arrangements_de

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