Ja, ja die guten Vorsätze! Der Winter ist die Zeit im Jahr, die zum inneren Rückzug und sich Sammeln einlädt. Es ist die Zeit des Reflektierens, des Rückblicks, des Resümees, Abschlusses und des Neuanfangs. Somit sind die langen dunklen Tage die beste Zeit, darüber nachzudenken, ob man in seinem Leben nicht längst eingefahrene Wege verlassen, neue Entschlüsse fassen und mit neuen Vorsätzen, Ideen und Projekten neu durchstarten sollte. „Wenn die Nacht am dunkelsten, ist die Dämmerung am nächsten“ – so sahen es auch die Kelten und nutzten die Sonnenwende am 21. Dezember für Rituale, bei denen das „neue Licht“ und somit auch Projekte, Ideen und Wünsche begrüßt werden und neu zu wachsen beginnen. Vielleicht wussten sie damals auch schon, dass sich neue Vorhaben tatsächlich nur dann umsetzen lassen, wenn auch das Unterbewusstsein dabei mitspielt.

Menschen sind meist anfänglich total begeistert und motiviert von ihren Vorhaben und davon überzeugt, ihr neues Ziel zu erreichen. Dann kommt der Alltag und die gut gemeinten Vorhaben sind kein Thema mehr. Veit Lindau verwendet dazu in seinem Buch „Werde verrückt“ eine Metapher von einem Schnellboot und einem U-Boot. Das Schnellboot symbolisiert unser Tagesbewusstsein und damit unsere Gedanken, Gefühle und bewussten Wahrnehmungen.

Unser Schnellboot ist schnell, jedoch sehr anfällig für Wellen und Gezeiten. Wir wissen heute aus aktuellen Forschungsergebnissen, dass wir weniger als fünf Prozent aller aufgenommenen Reize bewusst wahrnehmen. Das U-Boot steht für unser Unterbewusstsein – für all die millionenfachen Reize, die wir in jeder Sekunde aufnehmen. Der graue Riese liegt majestätisch im Wasser, fast schwerelos. Eine Kurskorrektur braucht jedoch wesentlich mehr Energie und Zeit als eine etwaige Kurskorrektur unseres Schnellbootes.

Wofür der Aufwand?

Sollen gute Vorsätze oder neue Verhaltensweisen Realität werden, dann müssen wir unser Unterbewusstsein davon überzeugen, dass sich die Verhaltensänderung lohnt. Harvard-Professor Tal Ben-Shahar beschreibt in seinem Buch „Glücklicher“ eine Methode, wie wir uns lohnende Ziele setzen können, die mit den eigenen Wünschen übereinstimmen. Es geht um ein „Wollen“ und nicht länger um ein „Müssen“. Etwas wirklich zu wollen ist eine Voraussetzung, um Gefühle und Energie für die Zielerreichung zu aktivieren.

Eine erste wichtige Etappe ist herauszufinden, was einem wirklich von Bedeutung ist – was man am Ziel erreichen will. Dinge, die uns Bedeutung geben, geben uns Sinn. Einen Sinn zu erleben ist für unser langfristiges Wohlbefinden sehr wichtig. Dabei geht es nicht um den einen „großen Sinn“, sondern um die vielen kleinen Sinne, die uns das Leben an jedem einzelnen Tag schenkt.

Was macht Spaß?

Als nächstes geht es darum herauszufinden, welche Tätigkeiten und Aktivitäten uns im Zusammenhang mit dem Vorhaben eine ehrliche Freude bereiten und damit positive Emotionen stiften. Die letzte Übung ist das Herausfinden der persönlichen Stärken. Eine Stärke erkennt man an einer hohen Lernkurve, wenn die Stärke erstmals eingesetzt wird. Auch ist das Ausüben einer Stärke oft mit dem Gefühl der Leichtigkeit verbunden. In seinem Buch verwendet Tal Ben-Shahar die in der Grafik dargestellten Antworten auf die einzelnen Fragen.

Sehen wir uns die Antworten genauer an, stellen wir fest, dass die Schnittmenge aus den Antworten „Menschen“ heißt. Nun gilt es ein Ziel zu finden, in dem die Schnittmenge „Menschen“ mit den eigenen Werten verbunden werden kann. Beispiel: Ein Konstrukteur möchte mit Menschen arbeiten und Wissen vermitteln. Ein Weg wäre neben der eigentlichen Arbeit, der Konstruktion von Maschinen, Mitarbeitern Wissen aus dem Bereich der Konstruktion im Rahmen von Fortbildungen zu vermitteln.

Eine weitere Möglichkeit ist, an Universitäten oder Fachhochschulen das Wissen durch Vorträge weiterzugeben. Das „Ausleben“ dieses Zieles hat positive Emotionen zur Folge, die Selbstvertrauen und Kompetenzen aufbauen. Damit entsteht eine sich selbst verstärkende Aufwärtsspirale.Habe ich dieses Ziel gefunden, erlebe ich vielfach positive Emotionen und erlebe mich damit erfolgreich. Und damit wird Selbstvertrauen aufgebaut.

Klares Ziel vor Augen

Gute Vorsätze umzusetzen bedeutet, sein U-Boot davon zu überzeugen, dass eine Kurskorrektur lohnenswert ist. Das funktioniert eindeutig besser, wenn wir uns Ziele setzen, die uns emotional berühren und mit unseren Werten im Einklang stehen. Dieses Ziel kann spektakulär sein, muss jedoch nicht.

Der beliebte Vorsatz, „mit dem Rauchen aufzuhören“, ist definitiv zu wenig – es geht darum, das Ziel zu benennen, das dahintersteckt: Was will ich wirklich erreichen? Je klarer und einfacher dieses Ziel beschrieben ist, je stärker dieses Ziel im Geiste entsteht, desto wahrscheinlicher ist es, dieses zu erreichen. Abschließend braucht es noch eine Brise Aufmerksamkeit, eine Portion Training und eine Dosis Mut.

Mag. Robert Kaltenbrunner

Übung

Beantworte schriftlich die drei Fragen und suche nach Antworten, die sich überschneiden:
Frage 1: Was bedeutet mir etwas, was gibt meinem Leben einen Sinn?
Frage 2: Was macht mir Spaß und Freude, was tue ich gerne?
Frage 3: Was sind meine Stärken, worin bin ich gut?

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