Schon jahrelang verfolgt uns eine Wirtschaftskrise nach der anderen: Bankenpleiten, steigende Arbeitslosenzahlen oder sogar drohende Staatspleiten wie in Griechenland. Aber vielleicht ist das auch unsere Chance zur Abkehr von Profitdenken, Gewinnmaximierung und Konsumorientiertheit. Denn schon das griechische Wort „krisis“ bezeichnet nicht eine hoffnungslose Situation, sondern den Höhe- oder Wendepunkt einer gefährlichen Lage. Auch das chinesische Schriftzeichen für Krise besteht aus zwei Teilen. Der eine Teil symbolisiert die Gefahr oder das Risiko, der andere die Chance. Eine Krise ist demnach eine gefährliche Chance. Wenn wir aber diese Chance in der Krise erkennen und nutzen,
dann können wir uns weiterentwickeln und wachsen.

Das ist auch der rote Faden unserer ersten Nummer Zoë 01/15. Wir stellen Menschen vor, die an ihren Schicksalsschlägen und Problemen nicht verbittert oder gar daran zerbrochen sind, sondern vielmehr gestärkt aus den Krisen hervorgegangen sind. Und vielleicht mehr erreicht haben, als wenn sie ohne Krise weiterhin im Alltagstrott gefangen geblieben wären. Das wollen wir auch mit diesem Magazin – eine neue selbstbestimmte Lebensart vorstellen: anhand von Menschen, die noch an ihre Träume glauben oder darum kämpfen.

Zum Thema Kämpfen haben wir Ronny Kokert porträtiert. Als Jugendlicher erkrankte er schwer und war von einem Tag auf den anderen ans Bett gefesselt. Rückblickend gesehen war es für ihn eine absolut wichtige Zeit, um sich mit dem intensiv auseinanderzusetzen, was ihn tatsächlich begeisterte – nämlich den Kampfkünsten. Er wurde Weltmeister, entwickelte seine eigene Kampfmethode Shinergy und lehrt mittlerweile andere Menschen, Körper und Geist sinnvoll zu vereinen. Auch die Hartberger Internistin Dr. Claudia Furian hätte auf Grund ihrer Scheidung ein Leben in Verbitterung und Zorn verbringen können. Statt dessen entschied sie sich, einen anderen, ziemlich mutigen Weg zu gehen. Hut ab vor dieser Frau und ihrer ergreifenden Geschichte!

Und natürlich hat auch unsere Cover-Geschichte mit einem faszinierenden Menschen zu tun. War es das letzte Mal der Sternenhimmel, so geht es diesmal um die Erde – um die Stadt und die Stadtmenschen. Es geht um den Stadtplaner und Architekten Victor Gruen, der nach Amerika fliehen musste, dort das Flair der Wiener Kaffeehäuser vermisste, deswegen die Shopping-Center erfand – deren Entwicklung er aber furchtbar fand – und in Wien aus der Kärntner Straße eine Fußgängerzone machte, als deren geistiger Vater er gilt. Wegen des eingangs erwähnten gierigen Profitdenkens lehnte Victor Gruen schließlich die Vaterschaft der Shopping-Center ab. Ihm ging es immer um die Menschen und um eine lebenswerte „Stadt der kurzen Wege“ – und wie man heute so schön sagt, um Nachhaltigkeit. Auf die Geschichte gekommen sind wir auf Grund einer Karikatur aus den 70er-Jahren, die sich über seine Idee der Fußgängerzone in der Innenstadt lustig machte und damals die Mariahilfer Straße als Fußgängerzone karikierte …

Wir hatten viel Spaß und Inspiration beim Recherchieren und Schreiben und hoffen, dass ihr viel Freude beim Lesen und Videoschauen habt!

Eliana Crisafulli & Thomas Stodulka

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