Konflikte sind natürlicher Bestandteil unseres privaten und beruflichen Alltags und beruhen auf meist tief liegenden sowie unerfüllten Bedürfnissen. Auseinandersetzungen sind daher immer emotional und in der Regel nicht sachlich zu lösen. Wie wir mit Konflikten umgehen, beeinflusst jedoch enorm unser Wohlbefinden und die langfristige Beziehung zu unseren Mitmenschen.

Eine richtig gute, konstruktive Aussprache – ohne Sieger und Verlierer – tut hingegen allen gut. Dazu braucht es oft eine Veränderung der inneren Haltung sowie die Bereitschaft, neue Kommunikationsfähigkeiten zu erwerben. Denn um die Beziehungen zu unseren Mitmenschen lebendig, offen und bereichernd zu gestalten, kommen wir meist nicht umhin, uns den Konflikten zu stellen.

Innere Haltung finden

Nicht gelöste Konflikte kosten Energie und Lebensfreude und können krank machen. Meist führt ein destruktiver Streit mit Siegern und Verlierern zu Verletzung, Aggression und dauerhafter Störung einer Beziehung. „Um aber Beziehungen als lebendig und bereichernd zu empfinden, kommen wir nicht umhin, uns den Konflikten zu stellen. Darin haben wir meist nicht viel Übung und auch nicht viele Vorbilder“, weiß Kinesiologin, Mediatorin und Trainerin Mag. Heike Hoffmann.

„Es geht nicht nur darum, Methoden oder Techniken zu trainieren, sondern zu einer Veränderung der inneren Haltung zu finden und neue Kommunikationsfähigkeiten zu erwerben“, so die Expertin. Dabei sollte es uns gelingen, den Konfliktgegner nicht als Feind zu betrachten, sondern als Fremden, dessen Welt gleiche Berechtigung und Wichtigkeit hat wie die unsere. Damit wächst die Chance auf faire Lösungen.

Voraussetzung dafür ist eine Selbstklärung als Basis. Wer nicht sagen kann, was er möchte, empfindet, erwartet oder braucht, wird womöglich aggressiv und fühlt sich ohnmächtig. Wer aber weiß, was er will, braucht oder erwartet und das auch sagen kann, ist weniger unter Druck, bleibt offener und handlungsfähiger.

Bedürfnisse erkennen

Die Scheu, Unstimmigkeiten anzusprechen, entspringt meist aus der unbewussten Urangst, nicht mehr geliebt zu werden, nicht mehr dazuzugehören. Was der Grund ist, warum Konflikte niemals sachlich behoben werden können. „Denn wenn ein Konflikt oder eine Unstimmigkeit auftaucht, heißt das, dass ich mich nicht wohl mit einer Situation oder Person fühle“, so Heike Hoffmann. Man fühlt sich z.B. verärgert, traurig, wütend, frustriert, angegriffen, abgelehnt, gekränkt, übersehen, nicht gehört, verraten oder ungeliebt – und Gefühle sind eben nie sachlich. Wird ein wichtiges Bedürfnis von uns nicht erfüllt, wird das durch ein innerlich aufkommendes Gefühl wahrgenommen.

„Unsere Bedürfnisse spiegeln unser ureigenstes Wertesystem wider; eben jene Dinge und Verhalten, die für uns ganz wichtig sind und die wir auch selber leben“, erläutert Heike Hoffmann. „Angenommen, ein Chef kommt in der Früh missgelaunt herein, grüßt kaum, sieht seinen Mitarbeiter nicht an. Nun merkt dieser, dass Ärger und Wut in ihm hochsteigen. Er denkt sich vielleicht: Wie kann der nur so mit mir umgehen? Warum fühlt er sich ärgerlich oder wütend, vielleicht sogar gekränkt? Sein tiefer liegendes Bedürfnis wäre hier ein wertschätzender, freundlicher Umgang miteinander. Sein Bedürfnis ist also Wertschätzung. Er möchte, dass in diesem Sinne mit ihm umgegangen wird.“

Wenn Gefühle eskalieren

In unserer eher rational ausgerichteten Kultur ist es oft ungewöhnlich, Gefühle wahrzunehmen oder zu zeigen, und es kann einem fremd sein, Gefühle zu äußern. Gefühle werden oftmals nicht ernst genommen und als wichtig angesehen. Was eher geschätzt wird, ist „die richtige Art zu denken“.
Klammern wir jedoch aus dem menschlichen Erleben und aus den Begegnungen die Gefühle aus, so ignorieren wir damit einen wesentlichen Teil unserer Persönlichkeit, denn Denken, Fühlen und Handeln gehören untrennbar zusammen. „Manchmal eskalieren die Streitgespräche und die Wogen gehen so hoch, dass man sagen kann: Wir haben keinen Konflikt, sondern der Konflikt hat uns“, schildert Heike Hoffmann.

Schwarz-Weiß-Denken

In spannungsgeladenen Situationen werden unsere Wahrnehmungsfähigkeit und unser Denken stark beeinflusst. Unser Blick scheint sich zu trüben und die Sicht auf uns, unseren Streitpartner und das Problem wird verzerrt und völlig einseitig. Ein Wort gibt das andere. Einem Schwarz-Weiß-Denken folgen Fehlinterpretationen. Die Gerüchteküche brodelt und persönliche Angriffe, Drohungen, begrenzte Vernichtungsschläge werden zu „vorrangigen Streitwaffen“.

Eine konstruktive und fruchtbare Streit-/Konfliktkultur bildet daher zunehmend eine Schlüsselkompetenz und unterstützt eine neue Qualität im zwischenmenschlichen Umgang, damit wir uns nicht in Du-Botschaften und Anschuldigungen verstricken.

Unterschiede respektieren

Daher gilt es, auf das darunter liegende Bedürfnis zu schauen. Hier liegen nämlich der Kern und die Lösung des Ganzen. Meist fangen wir aber zu argumentieren an, um zu beweisen, dass wir Recht haben und der andere Schuld hat an unserem Missgefühl. Wir wollen als Gewinner aussteigen und dies dem Gegenüber mit Argumenten begründen. Die Du-Botschaft ist eines der wesentlichen Elemente destruktiver Kommunikation, weil sie einen Angriff auf das Selbstwertgefühl des Gegenübers darstellt – auf seine Werte, Bedürfnisse, Gefühle und Einstellungen.

„Wenn wir die Unterschiedlichkeit unserer Wesen und Bedürfnisse respektieren, interessant und vielleicht sogar bereichernd finden, können wir uns im Konfliktfall mit dem, was anders ist am anderen, auseinandersetzen“, erklärt Heike Hoffmann abschließend. Faires Streiten erfordert eine Klärung der eigenen Gefühle, Bedürfnisse, Interessen und Meinungen und die Bereitschaft anzuerkennen, dass der andere ganz andere, genauso legitime Bedürfnisse und Meinungen hat.

 

TIpp: konstruktive Streitpunkte
  • In der Konfliktsituation von sich und seinen eigenen unerfüllten Bedürfnissen sprechen
  • Du-Botschaften ausklammern
  • Keine Anschuldigungen und keine Vorwürfe
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