Freie Bewegung ist der Schlüssel für Kinder und Jugendliche zu ihrem eigenen Körper und zu einer starken Persönlichkeit. Aber die Eltern müssen den Kindern diesen Spielraum frei erkunden lassen. Im Zirkus Kaos leben das jedes Jahr bereits über 500 Kinder aus. Bewegung, Kreativität aber auch das soziale Miteinander sind die Grundpfeiler in dieser Zirkusschule.

Ruth Schleicher war noch ein Kind, als ihr Vater 1991 die Zirkusschule gründete, mittlerweile leiten beide den Circus Kaos gemeinsam. Tilmann Schleicher hatte in Spanien vor 25 Jahren eine Zirkusschule kennengelernt. Das Konzept hat ihm auf Anhieb gefallen: „Kinder mit unterschiedlichstem Niveau überschreiten gemeinsam ihre jeweils eigenen Grenzen – das gibt es sonst nirgendwo.” Zurück in Wien begann er, seine eigene Zirkusschule aufzubauen. Der Name „Circus Kaos“ wurde bewusst gewählt. „Circus“ steht für die romanische Zirkustradition mit Theater, Musik, Tanz, Performance und bildender Kunst. Das griechische Wort „Kaos“ bedeutet „der ungeordnete Urstoff“ oder nach den griechischen Weltentstehungsmythen „der erste Zustand der Welt“. Schon Aristoteles definierte Chaos als „der alles in sich fassende Raum“, als ungeordnetes Ganzes, Vielfalt oder Unendlichkeit der Möglichkeiten. Es geht aber nicht um die Unordnung, sondern um seine Dynamik.

Kinder, so ein Zirkus!

Wie der Flügelschlag eines Schmetterlings auf der anderen Erdseite Wellenbewegungen auslösen kann, sollen kleine Bewegungen im Zirkus eine große Wirkung erzeugen. Tilmann Schleicher: „Wir betrachten die Kinder und Jugendlichen als Kunstschaffende und sehen unsere Aufgabe darin, Räume, Materialien zur Verfügung zu stellen, damit sie ihr künstlerisches Potential verwirklichen können.” Circus KAOS praktiziert diese Prinzipien nun schon seit mehr als 25 Jahren. In seinen Bewegungslandschaften finden mittlerweile über 500 Kinder die Möglichkeit, in einem vorbereiteten Spielraum ihren Drang nach Bewegung auszuleben und ihre Persönlichkeit zu entfalten. „Die Bewegung muss aber immer von den Kindern ausgehen, nur dann ist es eine nachhaltige Bewegungserfahrung, die auch später alleine oder in der Gruppe außerhalb des Zirkusturnens praktiziert wird”, erklärt Ruth Schleicher.

Der Zirkus ist letztlich das Medium, das Begegnung, interkulturellen Austausch und Gemeinschaft ermöglicht. Individuelles Können und Gruppensolidarität verbinden sich dabei zur Basis für eine gelungene Zusammenarbeit. Am Ende jedes Jahres gibt es eine Zirkustheaterproduktion und öffentliche Auftritte. Ein Grundprinzip des Circus Kaos ist, die Selbstbestimmung und Eigenverantwortlichkeit junger Menschen zu ermöglichen. Ruth Schleicher: „Der brasilianische Erzbischof Helder Camara hat gesagt: ‘Wenn einer allein träumt, ist es nur ein Traum. Wenn Menschen gemeinsam träumen, ist es der Beginn einer neuen Wirklichkeit.’ Darum träumen wir lieber gemeinsam!”

Infos: kaos.at

 

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