Wörter sind Buchstaben, denen wir in der Zusammensetzung eine Bedeutung geben und sie um ganz persönliche Emotionen und Erfahrungen ergänzen. Somit ist die Bedeutung eines jeden einzelnen Wortes persönlich und individuell. Wir können niemals sicher sein, über das Gleiche zu sprechen. Denn jeder Mensch hat sein eigenes „Schaumbad“ oder sein eigenes „Kerzenlicht“ im Kopf.

Wörter erzeugen in unserem Gehirn Emotionen und Emotionen können körperlich werden, beispielsweise in Form klassischer Zivilisationserkrankungen. Im Rahmen von Studien wurden 2.000 Menschen gebeten, Wörter und Aussagen emotional zu bewerten. Die besonders positiv assoziierten Wörter sind Liebe, Glück und Familie. Besonders negativ assoziierte Wörter sind beispielsweise Hass, schrecklich oder grauenhaft.

Diese negativen Wörter sind emotional betrachtet wesentlich mächtiger als die positiven Wörter oder Phrasen – dies ist im Gehirn messbar und evolutionär begründet. Negative Informationen, wie das Erkennen einer Gefahr, waren für den Urmenschen bedeutender, da sie direkt zum Überleben beitrugen. Und dies gilt auch noch heute, wenngleich die Gefahrenquellen sich im Laufe der Jahrtausende verändert haben. Das bedeutet, dass negative Kommunikation im Kopf länger haften bleibt als positive Kommunikation. Denn wer ein Kompliment überhört, trägt keinen weiteren Schaden davon.

Aus aktuellen Untersuchungen wissen wir, dass Unternehmen, die ein Verhältnis von positiver zu negativer Kommunikation im Ausmaß von mindestens 3:1 erreichen, wirtschaftlich erfolgreicher sind als deren Mitbewerber. Für private Beziehungen gilt das übrigens auch – wirtschaftlicher Erfolg bedeutet in diesem Zusammenhang Beziehungsglück und gemeinsame Zufriedenheit. Wir sind gefordert, ein neues Gefühl und Verständnis für die Sprache zu entwickeln. Es hilft schon, weniger negative Phrasen oder Killerwörter wie „das Problem“ oder „das Aber“ zu verwenden. Erweitern wir unsere Sprache um positive Wörter oder um Ausdrücke unserer Gefühle. Das ist zu Beginn nicht leicht. Es ist jedoch leicht zu trainieren. Positive Emotionen sind dabei garantiert.

Wer hat die Macht des Wortes?

Vor allem bei wichtigen Themen und Verhandlungen sollten wir uns immer vergewissern, vom Gleichen zu sprechen. Oft sind Wörter in Kulturkreisen emotional positiv oder negativ belegt. In kritischen Situationen heißt es zu Beginn, sich Zeit zu verschaffen, um die Lage zu überblicken und wieder handlungsbereit zu sein. Eine gute Hilfe sind ein paar tiefe Atemzüge und folgende Worte, um zu unterbrechen: „Das ist doch interessant!“ Alleine dadurch gewinnt man Zeit, um besser reagieren zu können. Es hilft, die Botschaft nicht persönlich zu nehmen. Worum geht es? Was ist das Bedürfnis hinter der Botschaft? Eine weitere Eskalation kritischer Gespräche ist mit dieser Strategie unwahrscheinlicher. In weiterer Folge geht es darum, klare Ich-Botschaften zu senden. Die Äußerung eigener Bedürfnisse ist kein Zeichen von Schwäche, sondern erhöht die Qualität der Gesprächskultur.

Wie der Schelm denkt …

so ist er, sagt uns ein alter Spruch. Wer sich einmal bewusst Urlaub von negativer Kommunikation nimmt und mit neuen Aussagen und Formulierungen experimentiert, kann eine positive Ausdrucksweise für unsere Gesprächskultur schaffen. Auch wenn es am Anfang seltsam klingt, es lohnt sich. Positive Emotionen wirken direkt gesundheitsfördernd und sind maßgeblich verantwortlich für ein Aufblühen und eine langfristige Zufriedenheit – von Menschen und damit von unserer Gesellschaft.

Mag. Robert Kaltenbrunner

 

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