Vor einem Vierteljahrhundert reiste Prof. Michael Schnitzler, Musiker, Umweltschützer und Enkelsohn des berühmten Dichters Arthur Schnitzler, als Tourist nach Costa Rica. Er verliebte sich auf Anhieb in das Land, den Urwald und die Menschen.

Spontan entschied er sich dazu, den dortigen Regenwald vor dem Abholzen zu retten, obwohl er damals als Phantast belächelt wurde. 25 Jahre später blickt Prof. Schnitzler auf eine unglaubliche Erfolgsstory zurück: Vier Millionen Euro wurden gesammelt, 4.000 Hektar Regenwald konnten gerettet werden, Einheimische erhielten Arbeit und sogar die roten Aras wurden vor dem Aussterben bewahrt. Dazu kam, dass die Wiener Tropenstation La Gamba als Forschungs-, Lehr- und Weiterbildungsinstitution der Universität Wien international Berühmtheit erlangte.

Öko-Tourist rettete Regenwald

Der Regenwald der Österreicher ist einer der artenreichsten Tieflandregenwälder Mittelamerikas und befindet sich nahe der Pazifikküste im Süd-Westen Costa Ricas in der Provinz Puntarenas. „Ich kam vor 25 Jahren als Tourist nach Costa Rica, verliebte mich in das Land und wollte ein kleines Urlaubshaus kaufen,“ erinnert sich Prof. Michael Schnitzler.

Prof. Michael Schnitzler
Prof. Michael Schnitzler

Dabei blieb es aber nicht. Denn er wurde ziemlich bald in die Problematik der Zerstörung der Regenwälder hineingezogen. Waldrodungen durch die Grundeigentümer standen an der Tagesordnung. „Der Direktor der Nationalparkverwaltung von Costa Rica, Alvaro Ugalde, erklärte mir, dass der Regenwald in Gefahr war, abgeholzt zu werden.“ Zwar war das Gebiet am Papier zum Nationalpark erklärt worden, aber um den Wald vor Zerstörungen zu schützen, müsste man die Grundstücke kaufen und dem Nationalpark schenken.“

Der Regenwald der Österreicher

Michael Schnitzler: „Voll Elan habe ich mich in Österreich mit Umweltschützern von Greenpeace, Global 2000 und WWF getroffen. Die haben mich aber eher belächelt.“ Michael Schnitzler gründete trotzdem den Verein „Regenwald der Österreicher“. Er startete das Projekt mit medialer Unterstützung. 25 Jahre später blickt er auf eine unglaubliche Erfolgsstory zurück: Vier Millionen Euro wurden gesammelt und 4.000 Hektar Regenwald konnten gerettet werden.

„Ganz so einfach war es natürlich nicht,“ so Michael Schnitzler. „Letztlich war es immer ein dramatischer Wettlauf gegen die Zeit, oft gab es keine Papiere und Karten oder auch Grenzstreitigkeiten zwischen den Besitzern. „Auch haben uns die Leute vor Ort nicht verstanden. Da kommt eine ausländische Organisation, kauft um viel Geld die Grundstücke und schenkt sie im nächsten Augenblick wieder dem Nationalpark Costa Rica. Viele dachten auch, wir waschen Drogengelder rein. Der Gedanke, dass wir das Gebiet nur schützen und erforschen wollten, das war ziemlich schwer zu vermitteln.“

Foschungsstation La Gamba

Die Errichtung der Forschungsstation La Gamba war der nächste Schritt. Michael Schnitzler: „Der Regenwald war ja damals völlig unerforscht. Die Universität hatte Interesse an einer Forschungsstation und es gelang dieses Projekt umzusetzen.“ Dank des Vereins Regenwald der Österreicher und der Universität Wien gelang es den damaligen Studenten Werner Huber und Anton Weissenhofer, aus einer abenteuerlichen Wellblechhütte durch Um- und Zubauten von Gebäuden (Schlafräume, Speisesaal, Labor und Vortragssaal) eine international anerkannte Forschungsstation aufzubauen.

Die Tropenstation bietet Studenten, Wissenschaftlern und Interessierten aus Österreich und anderen Ländern die Möglichkeit, Forschungsprojekte, wissenschaftliche Arbeiten, Exkursionen, Feldpraktika sowie Naturstudienreisen im tropischen Tieflandregenwald Costa Ricas durchzuführen. Die Tropenstation La Gamba blickt nun auf mehr als zwei Jahrzehnte erfolgreicher Tätigkeit zurück und leistet einen wesentlichen Beitrag zur Erforschung tropischer Regenwälder. Sie weckt das Interesse für die Erhaltung und Erforschung des Regenwaldes und bietet Studierenden und Naturinteressierten die Möglichkeit, ihr Naturverständnis im Regenwald zu vertiefen.

Naturschutz = Arbeit für alle

Michael Schnitzler ist zu Recht stolz auf seine Arbeit: „Es waren viele Erfolgserlebnisse: die Grundstückskäufe, die Forschungsstation oder das Freilassungsprojekt für rote Aras. Durch Wilderer waren diese seltenen Vögel schon fast ausgerottet. Jetzt fliegen sie überall im Regenwald herum. Da bin ich schon stolz darauf, weil ohne mein Zutun wäre das nicht möglich gewesen.“

Dabei war dem engagierten Umweltschützer immer wichtig, die lokale Bevölkerung stark in alle Projekte einzubinden. Denn auch die Einheimischen sollten davon profitieren. So sind die österreichische Esquinas Lodge für Touristen und die Tropenstation heute die größten Arbeitgeber im ganzen Tal.

„Für mich hat sich gezeigt, dass jeder Mensch etwas bewegen kann. Wir wussten nicht, ob es gelingt, auch nur einen Baum zu retten, jetzt gibt es einen Regenwald der Österreicher. Und die beiden Studenten Werner Huber und Anton Weissenhofer haben aus einer kleinen Wellblechhütte eine international anerkannte Forschungsstation aufgebaut. Dieses Motto möchte ich auch weitergeben: Man darf aber nicht auf große Aktionen warten, sondern muss einfach starten. Das ist immer besser als nichts zu machen oder nur darüber zu reden.“

Weitere Infos:
regenwald.at
lagamba.at

 

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