Mit 17 organisierte Thomas Koziol ein Winnetou-Theaterstück für Eltern und Freunde in einem Steinbruch. Das war der Startschuss für die bis heute beliebten Karl-May-Festspiele in Gföhl. Damit begann seine Karriere als Schauspieler, Autor, Produzent und Regisseur. Denn eines hatte er von Anfang an im Blut: Geschichten richtig in Szene zu setzen. Nachdem Burgen das ideale Ambiente für schaurige Geschichten boten, schlüpfte er für sein nächstes Theater-Event in die Rolle des Draculas. Derzeit recherchiert Thomas Koziol die Hintergründe der gruseligen Legende der Burgherrin von Lockenhaus. Das Stück wird nächstes Jahr am Originalschauplatz zu sehen sein.

 

Du bist der Erfinder der Karl-May-Festspiele im Waldviertel. Wie kam es dazu, dass du im Teenageralter ein Theaterstück wie Winnetou inszeniert hast, aus dem dann die berühmten Gföhlner Winnetou-Spiele wurden?

Winnetou und die Karl-May-Festspiele waren ein Jugend- oder Kindertraum – ganz ohne professionellen oder finanziellen Gedanken. Geplant war ein eigentlich nur einmaliges Indianer-Spiel an einem Wochenende. Und daraus sind letztlich 24 Jahre Karl-May-Festspiele geworden. Für mich war das aber auch der Startschuss für meine Karriere neben den Karl-May-Festspielen. Mir war sehr schnell klar, dass es dahinter noch etwas gibt. Daher habe ich dann angefangen, nebenbei Schauspiel zu studieren, und bin so zum Theater gekommen.

Wie kam der Wechsel von den Indianern zu den Vampiren?

Das hat sich entwickelt. Die Idee war, neue Locations zu finden und crossover zu arbeiten – mit Gastronomie und Side-Veranstaltungen. Dadurch kann man die verschiedenen Elemente miteinander verbinden und ein ganzheitliches Erlebnis schaffen. So eine Burg ist natürlich eine wunderbare Location und bietet viele Möglichkeiten. Dadurch bin ich dann auch zum Dracula-Thema gekommen. Allerdings nicht so, wie man es aus dem Film kennt: „Tanz der Vampire“ oder als Komödie. Ich wollte es realistisch und erlebbar machen.

Als würde die Geschichte von Graf Dracula wirklich passieren. Das gibt dem Ganzen einen Hauch, der vielleicht live so noch nicht da war. Das Thema war mir zudem völlig fremd. Ich habe nur die -spannende Geschichte und die Burg als tolle Location gesehen. Daher habe ich mich zwei Jahre lang mit allen -relevanten Quellen rund um Vampirismus auseinandergesetzt: Ursprung, Verlauf, Geschichte und auch die Gegenwart. Ich war sogar in Rumänien und habe nach Vlad Tepes geforscht, der dort im 15. Jahrhundert gelebt hat. Das gehört dazu. Deshalb ist der Dracula-Event auch so ein Erfolg, weil man das Echte spürt.

Bei deinem nächsten Theater-
Event greifst du die spannende sowie gruselige Geschichte der Burg 
Lockenhaus und der Blutgräfin auf. In welcher Phase befindet sich das Projekt?

Elisabeth Báthory ist die berühmteste Serienmörderin der Welt. Man sagt ihr nach, sie hätte 680 Jungfrauen ermordet, um in deren Blut zu baden. Dies sollte ihre eigene Jugend erhalten. Das ist die Legende. Die Wahrheit ist unspektakulärer. Vielleicht wurde ihr nur alles angedichtet, um ihr, der alleinstehenden Frau, Burg und Besitz abzunehmen. Jetzt sind wir gerade dabei, eine Geschichte zu finden, um das Leben der Frau auch wieder interszenisch umzusetzen. Von der Blutgräfin gibt es keine Romanvorlage. Es gibt nur die veröffentlichten Gerichtsakten, psychologische Gutachten, eine Unmenge an Legenden und Sagen und Erzählungen und ein paar Verfilmungen. Es ist keine Substanz da, um ein Theaterstück daraus zu machen. Daher muss die ganze Recherche vorab gemacht werden, um das Thema neu aufzubauen.

Bei deinen Projekten bis du alles in einem: Autor, Schauspieler, Regisseur und Produzent. Ist das nicht etwas außergewöhnlich?

In anderen Ländern ist das üblich und gar nicht so ungewöhnlich. Es ist eher bei uns so, dass man in diesen Schubladen denkt. Es ist eine natürliche und logische Entwicklung, die sich mit der Zeit und Erfahrung auch ergibt. Ich habe immer genauere Vorstellungen von dem gehabt, was ich möchte. Da ist es oft besser, es gleich selbst zu machen. Wenn ich selber spiele in meinen eigenen Veranstaltungen, dann ist es so wie ein Geschäftsmann, der in seinem eigenen Geschäft steht.

Zusätzlich unterrichtest du auf der Filmakademie …

Auf der Filmakademie unterrichte ich das Fach „Stage Combat“, also sämtliche Kampftechniken: Fechten mit verschiedenen Klingen, Messer, Schwert – alle historischen Sachen, aber auch „Modern Combat“: Reiten, Schießbahn – alles, was ein Schauspieler vor der Kamera und am Theater heute braucht. Die Zeiten, in denen man irgendwo seinen Text auswendig lernt, sich auf eine Bühne stellt und seinen Text möglichst laut aufsagt, sind vorbei. Die Ansprüche sind höher geworden. Die Leute müssen körperlich fit sein, der Beruf ist anstrengender geworden.

Meine Leidenschaft gehört eigentlich dem Film. Ich hatte auch schon die Möglichkeit, das auszuleben. Ich habe einen Kurzfilm gemacht, auch einen Preis dafür bekommen. Filmregie, beim Film zu arbeiten – kreativ hinter der Kamera – das ist schon eine Zukunftsperspektive von mir.

Infos: thomaskoziol.at

 

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