In der Altersgruppe 40+ leiden zehn Prozent aller Menschen in Österreich an einer chronisch obstruktiven Lungenerkrankung. Die Krankheit ist durch eine Verengung der Lungengefäße und Atemnot gekennzeichnet und nicht mehr heilbar. Im Volksmund lautet der Name „Raucherlunge“. Rauchen ist auch die Hauptursache. Die gute Nachricht: Wer rechtzeitig mit dem Rauchen aufhört, kann eine COPD oder das Fortschreiten der Erkrankung verhindern.

Was oft mit Husten, Auswurf oder zeitweiligen Atembeschwerden beginnt, endet im schlechtesten Fall mit einer chronischen obstruktiven Erkrankung (COPD). Das bedeutet, dass eine Behinderung des Atemstromes vorliegt, vor allem bei körperlicher Belastung entsteht Atemnot. „Hat man einmal COPD, kann die Krankheit nicht mehr geheilt werden“, erklärt OA Dr. Sylvia Hartl, Otto Wagner Spital Wien, anlässlich des diesjährigen Kongresses der Österreichischen Gesellschaft für Pneumologie (ÖGP). „Ein Fortschreiten kann durch eine frühe Therapie und vor allem durch eine Änderung des Lebensstils, insbesondere durch das Aufgeben des Rauchens, verhindert werden“, so Sylvia Hartl.

Luft zum Leben

Das erste Frühsymptom ist der Husten, der leider oft bagatellisiert wird. Das hat doch jeder, so die landläufige Meinung. Zudem schmerzt Husten nicht, ist kaum auffällig und entwickelt sich nur schleichend. „Andererseits hängt der Husten fast immer mit dem Rauchen zusammen“, warnt Sylvia Hartl. „Und das will schon gar niemand hören – besonders wenn man jung ist!“

In Österreich gibt es aber immerhin 400.000 diagnostizierte Patienten mit einer COPD, die Dunkelziffer liegt sogar bei 800.000. Leider werden aber nicht alle Patienten rechtzeitig und auch richtig behandelt, wie eine große Studie in 13 europäischen Ländern ergab. Zwar können mittels Blutgasanalyse der Sauerstoff und das Kohlendioxid im Blut sehr einfach gemessen werden. Dadurch lässt sich innerhalb einer Minute feststellen, ob ein Patient eine COPD hat und eine Beatmung benötigt.

Dennoch wird in Österreich bei mehr als 17 Prozent der COPD-Patienten bei der Spitalsaufnahme keine Blutgasanalyse vorgenommen. Sie können daher gar nicht rechtzeitig als gefährdet erkannt und auch nicht behandelt werden. Sylvia Hartl: „Wir benötigen deshalb bei jeder Aufnahme im Spital wegen Atemnot ein klares Behandlungskonzept der COPD und die Einführung eines Umsetzungsmodells ähnlich wie beim akuten Herzinfarkt.“ In der Notaufnahme sollte ein Behandlungspfad etabliert werden, der in den ersten zwei Stunden nach der Aufnahme eine Blutgasanalyse und eine sofortige Beatmung vorsieht, wenn eine Ateminsuffizienz diagnostiziert wurde.

Keine Krankheit der Großeltern

Eine COPD tritt nicht nur in der Generation der Großeltern auf. Zwar ist die Häufigkeit der Erkrankung mit dem Alter ansteigend. Die betroffenen Menschen sind aber um die 40 Jahre, tendenziell werden sie sogar immer jünger. In der Todesursachenstatistik wird die COPD bis zum Jahr 2020 sogar an die dritte Stelle vorrücken. Hinzu kommt die generelle Überalterung der Bevölkerung in Europa. ÖGP-Präsident Univ.-Prof. Dr. Michael Studnicka, Landeskrankenhaus Salzburg: „Die Ärzte werden in Zukunft mit einer größeren Anzahl von COPD-Patienten konfrontiert sein, die immer mehr zusätzliche Krankheiten aufweisen.“ Dies wird zu organisatorischen und auch finanziellen Problemen in der Gesundheitsversorgung führen. Es soll deshalb ein genauer Masterplan entwickelt werden, um die medizinische Betreuung auf die kommenden Erfordernisse abstimmen zu können.

Bewegung, Ernährung und Raucherstopp

Prim. Dr. Martin Trinker, Klinikum Bad Gleichenberg, fordert, dass vor allem die pulmonale Rehabilitation ausgebaut wird: „Die Rehabilitation ist eine individualisierte Therapie, die in der Lage ist, bei COPD die körperliche Leistungsfähigkeit, die Lebensqualität und die Prognose der Patienten maßgeblich positiv zu beeinflussen. Wir können Betroffenen helfen, mit dem Leben wieder sinnvoll und freudvoll umzugehen.“ Das größte Problem ist aber auch in einem fortgeschrittenen Stadium das Rauchen. Daher ist die Grundlage jeder Rehabilitation die Raucherentwöhnung.

Und diese wird durch eine Ernährungstherapie sowie Bewegungs- und Trainingstherapie begleitet und durch Aufklärung und Schulungen abgerundet. Allerdings werden gegenwärtig in Österreich die Möglichkeiten dieser Therapieform noch viel zu wenig genutzt. Martin Trinker: „Angebote einer stationären Rehabilitation im Spital haben wir ausreichend, aber wohnortnahe, ambulante Strukturen fehlen fast komplett.“ Es bleibt jedenfalls viel zu tun, um die pulmonale Rehabilitation entsprechend den seit Jahren gültigen internationalen Leitlinien als Standardtherapie bei COPD in Österreich zu etablieren.

 

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