Im Zuge des Naturkosmetiktrends der letzten Jahre brachten auch viele Trittbrettfahrer Pseudo-Naturprodukte auf den Markt. Sie täuschen mit ihren optisch „grünen“ Verpackungen und Namen, denn die Inhaltsstoffe stellen nicht wirklich reine Naturkosmetik dar. Für Konsumenten ist es immer schwieriger zu erkennen, was wirklich bio, vegan, mineralölfrei oder tierversuchsfrei ist. Aus diesem Grund entstanden Vereine und Organisationen, die gewisse Richtlinien und Standards ausgearbeitet haben, um die Verbraucher vor Irrtümern zu schützen. Hier ein Überblick über die wichtigsten Naturkosmetik Gütesiegel.

Österreich ist mit der Austria Bio Garantie Vorreiter in Europa. Es ist das erste Land, das einen gesetzlichen Rahmen für Produktion und Kennzeichnung von Biokosmetika geschaffen hat. In anderen EU-Ländern wird dies nach wie vor über privatrechtliche Standards geregelt. Somit kann sich der Konsument ausschließlich über die Kennzeichnungsangaben auf der Verpackung ein Bild darüber machen, welcher Standard beim jeweiligen Produkt zur Anwendung kommt. Nicht zertifizierte Bio-Kosmetik oder Produkte ohne klare Angaben zum Standard, welcher der Zertifizierung zugrunde liegt, geben Verbrauchern keine Sicherheit, dass die privatrechtlichen oder gesetzlichen Standards eingehalten und auch geprüft wurden. Folgender Überblick soll mehr Klarheit verschaffen.

Austria Bio Garantie

Dass die Inhaltsstoffe österreichischer Naturkosmetikprodukte zu 95 Prozent aus biologischem Anbau stammen, wird mit dem Siegel der „Austria Bio Garantie“ gewährleistet. Basis dafür ist die im Österreichischen Lebensmittelbuch im Non-Food-Bereich angeführte Definition.

Weitere Infos:
www.abg.at/bio-verarbeitung/non-food/
oder lebensmittelbuch.at

 

BDIH – Kontrollierte Naturkosmetik

Der Bundesverband der Industrie- und Handelsunternehmen für Arzneimittel, Reformwaren, Nahrungsergänzungsmittel und kosmetische Mittel e.V. ist eine Non-Profit-Vereinigung von Herstellern und Vertriebsunternehmen mit Sitz in Mannheim. Der BDIH ist im Europäischen Verband der Hersteller von Gesundheitsprodukten (EHPM) organisiert sowie Mitglied im Bund für Lebensmittelrecht und Lebensmittelkunde (BLL).
Produkte, die mit dem Gütesiegel „BDIH – kontrollierte Naturkosmetik“ mit dem Zusatz „Cosmos natural“ versehen sind, enthalten nur natürliche Rohstoffe. Bei der noch strengeren Kennzeichnung mit dem Zusatz „Biokosmetik“ „Cosmos organic“ müssen mindestens 95 Prozent der physikalisch gewonnenen pflanzlichen Bestandteile aus Öko-Landwirtschaft stammen. Außerdem sind Inhaltsstoffe wie organisch-synthetische Farbstoffe, synthetische Duftstoffe, ethoxilierte Rohstoffe, Silikone, Paraffine und andere Erdölprodukte verboten.

Infos: ionc.de

Natrue

Natrue steht für True Friends of Natural and Organic Cosmetics. Der Zusatz „Natural cosmetics with organic portion“ gewährleistet, dass mindestens 70 Prozent der natürlichen oder naturnahen Inhaltsstoffe aus kontrolliert biologischer Landwirtschaft und/oder kontrollierter Wildsammlung stammen. Beim Zusatz „Organic cosmetics“ sind es mindestens 95 Prozent.

Natrue hat sich im Jubiläumsjahr auch neue Ziele gesetzt – nämlich nun auch Recycling in der Naturkosmetik zu fördern und auf eine nachhaltige Kreislaufwirtschaft umzustellen. Dies soll unter anderem dadurch erreicht werden, dass Siedlungsabfälle zur Herstellung von Verpackungen für Kosmetikprodukte verwendet werden.

Weitere Infos zur Organisation und Themen: natrue.org

 

ecocert

Die Ecocert IMO GmbH ist eine unabhängige und internationale Kontroll- und Zertifizierungsstelle. Sie bietet Kontrolle und Zertifizierung gemäß der EG-Öko-Verordnung, dem US-amerikanischen NOP (National Organic Program), dem japanischen JAS (Japanese Agriculture Standard) an. Das Ecocert-Gütesiegel mit dem Zusatz „Naturkosmetik“ garantiert, dass mindestens 50 Prozent der pflanzlichen Inhaltsstoffe und mindestens 5 Prozent der gesamten Inhaltsstoffe (in Gewichtsanteilen) aus ökologischem Anbau stammen. Beim Zusatz „Biokosmetik“ liegt der Bioanteil sogar bei mindestens 95 Prozent.

Infos und Produktlisten: ecocert.de

Weitere vertrauenswürdige Zertifikate umfassen unter anderem Demeter, NCS (von der Gesellschaft für angewandte Wirtschaftsethik), Soil Association, Cosmebio, ICEA, ICADA und Fairtrade. Jedes dieser Siegel hat spezifische Kriterien, die von der Herkunft der Inhaltsstoffe über die Produktionsprozesse bis hin zum Verzicht auf Tierversuche und Gentechnik reichen. Wichtig ist, dass Naturkosmetik nicht automatisch vegan ist, da Inhaltsstoffe tierischen Ursprungs wie Bienenwachs erlaubt sind, solange sie nicht von toten Wirbeltieren stammen.

Beim Kauf von Naturkosmetik ist es hilfreich, auf diese Zertifikate zu achten, um sicherzustellen, dass die Produkte den gewünschten Standards entsprechen. Es ist jedoch auch wichtig zu beachten, dass Produkte hoher Qualität existieren können, die nicht zertifiziert sind, insbesondere bei kleineren Marken oder Manufakturen, die sich eine Zertifizierung möglicherweise noch nicht leisten können. Ein geübter Blick auf die Inhaltsstoffliste oder eine Internetrecherche können hier weiterhelfen

Hinweis: Die Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Für die genauesten und aktuellsten Informationen ist es immer am besten, diese Websites direkt zu besuchen oder eine spezifische Suche zu jeder Zertifizierung durchzuführen.

Vorheriger ArtikelBambusrad aus Ghana
Nächster ArtikelKonflikte: Richtig streiten will gelernt sein