Mehr als vier Milliarden Suchanfragen werden täglich von Suchmaschinen durchgeführt und der Hauptanteil über Google. Der Internetgigant ist zweifelsohne weltweiter Marktführer und mit seinem Service nicht zu toppen. Sich einmal eine alternative Suchmaschine anzuschauen, lohnt sich dennoch. Denn der schnelle Zugriff auf alles, hat seinen Preis und in diesem Fall heißt er Privatsphäre.
Dass Google unter dem Titel „Optimierung von Werbeinhalten“ mit Privatdaten Riesengeschäfte macht, weiß mittlerweile schon jedes Kind. Die Folge ist „zielgerichtete Werbung“ immer und überall bzw. zensurierte Suchergebnisse, die nach persönlichen Suchgewohnheiten vorweg gefiltert werden. Dies bedeutet eine enorme Steuerung des Marktes und zudem einen massiven Eingriff auf die persönliche Informationsfreiheit.
Außerdem wird meist auf die gesamte Umgebung des Users zugegriffen, sodass auch Freunde und Google meist wissen, wo man sich gerade aufhält. Datenschutz ist nicht das einzige Thema puncto Suchmaschinen. Auch Umweltschutz wird aufgrund der enormen Rechneranzahl und Speicherkapazitäten, die zur Verfügung gestellt werden müssen, immer wichtiger.
WWWer suchet der findet!
Tatsächlich gibt es mehr alternative Suchmaschinen als man landläufig denkt – man muss sie eben nur suchen. Vor allem in Deutschland hat sich diesbezüglich in den letzten Jahren wirklich viel getan. Im Großen und Ganzen stützen sich nach wie vor viele neue Anbieter auf Google, um ein ähnlich gutes Ergebnis zu erzielen, jedoch schalten sie sich quasi zwischen User und dem Internetriesen, sodass keine persönlichen Daten weitergegeben werden. Jede Suchmaschine hat ihr eigenes Konzept – ob als Datenschutz, Retter des Regenwaldes, Spender für Hilfsprojekte oder einfach für die bessere Recherche im Netz. Wir haben uns ein paar genauer angesehen. Folgende Liste erhebt jedoch keineswegs einen Anspruch auf Vollständigkeit.
Priorität: Datenschutz
ixquick.eu – auch ixquick.com bzw. startpage.com by ixquick – nennt sich selbst „die diskreteste Suchmaschine der Welt.“ Diese Behauptung basiert auf folgenden Features: Keine Speicherung der IP-Adresse, keine Tracking-Cookies, Cookie nur für Speicherung der Sucheinstellungen, keine Speicherung von Suchanfragen und Übermittelung von Suchanfrage an Google nur anonym. D.h. es werden aktuelle Google-Suchergebnisse mit PrivatsphäreSchutz kombiniert. Das Unternehmen setzt sich seit 2006 für ein sicheres Internet ein und verdient nach eigenen Angaben keinen Cent an persönlichen Suchprofilen. Auf der Webseite selbst sind viele aufklärende Informationen zum Thema Datenmissbrauch. Firmensitz ist Deutschland.
duckduckgo.com
duckduckgo.com gehört zu den seit langem großen Kritikern von Google. Die Betreiber sprechen sich dezidiert gegen die Vermarktung persönlicher Daten und gegen den Eingriff auf Suchergebnisse aus. „DuckDuckGo. The search engine that doesn’t track you“ – die Suchmaschine, die dich nicht verfolgt“ – so auch der Slogan. Somit ist duckduckgo.com naturgemäß das komplette Gegenteil von Google – hat aber auch nicht vor, dem Suchmaschinen-Giganten Konkurrenz zu machen.
Es gibt dementsprechend auch nicht die „Google-Goodies“ wie Maps und zusätzliche Infos über Öffnungszeiten etc. Dennoch ist es weltweit schon vielen Usern wert, auf solche Angebote zu verzichten. Denn immerhin tummeln sich bereits täglich eine Million Suchanfragen auf der Seite der ambitionierten Betreiber. Sie haben zum Ziel, eine kleine feine Suchmaschine anzubieten, die auf keinen Fall die Privatsphäre der User ausforscht und vermarktet und allen die gleichen Suchergebnisse liefert. Deshalb werden viele PrivatsphäreFeatures angeboten und eine eigene Suchmaschine verwendet. Firmensitz ist in den USA.
metager.de
Bei metager.de ist die Vermarktung persönlicher Daten gleichfalls ein absolutes No-Go. Bei dem deutschen Suchmaschine-Anbieter werden nach Angaben auf der Webseite und mit technischen Erklärungen weder IP-Adresse noch der „Fingerabdruck“ des Browsers gespeichert. Dem User wird nicht gefolgt (getrackt). Werbung ist dezent und klar gekennzeichnet. Betrieben und weiterentwickelt wird MetaGer vom gemeinnützigen Verein vom SUMA-EV, dem Verein für freien Wissenszugang in Zusammenarbeit mit der Leibniz Universität Hannover.
Der Verein finanziert sich vor allem durch Spenden. Interessanter Hinweis auf der Webseite des deutschen Betreibers: „Nach den Enthüllungen von Edward Snowden im Juni 2013 positionierten sich etliche Suchmaschinen mit der Selbstbeschreibung, dass Suchen bei ihnen sicher sei, weil die IPAdressen der Nutzer nicht gespeichert würden.
So ehrenwert und auch ehrlich gemeint diese Selbstbeschreibungen sein mögen – Fakt ist, dass viele dieser Suchmaschinen zumindest einen Teil ihrer Server in den USA hosten. Das gilt auch für diejenigen, die von manchen Datenschützern immer noch als „besonders empfehlenswert“ gelobt und als Empfehlung verbreitet werden. Denn diese Suchmaschinen unterliegen nach dem Patriot Act und US-Recht dem vollen Zugriff der dortigen Behörden. Sie können also gar keine geschützte Privatsphäre bieten (selbst dann nicht, wenn sie selber sich noch so sehr darum bemühen).
serioussearch.de
serioussearch.de hat das Motto „Recherche statt Suche“ und dient somit vor allem „Vielrecherchierern“ wie Wissenschaftlern, Journalisten, Studenten etc. als komplexere Suchmöglichkeit. serioussearch.de unterscheidet sich im Prinzip von den anderen, da sie nicht möglichst viele, sondern möglichst konkrete Treffer liefert. Daher wird zur Suche eine simple sowie auch eine erweiterte Recherchemöglichkeit angeboten. „Eine gute Recherche gibt sich nicht mit einem schnellen Ergebnis zufrieden“, heißt es auf der Homepage. „Folgen Sie nicht einfach den ersten Suchergebnissen. Übernehmen Sie die Kontrolle und vertrauen Sie nicht blind dem Ranking“.
unbubble.eu ist auch eine anonyme europäische Meta-Suchmaschine, die verschiedene Suchmaschinen abfragt, aber hohen Datenschutz und neutrale Ergebnisse anbietet. Die Server stehen in Deutschland und das Unternehmen versichert, keine CloudDienste außerhalb Europas zu nutzen. Nachdem auch Google vorgeworfen wird, Daten an die NSA (National Security Agency) weiterzugeben betont unbubble.eu auch Schutz gegen Überwachung und Manipulation zu bieten. Gehostet wird mit Ökostrom in Deutschland. Womit wir beim zweiten großen Thema in Zusammenhang mit Suchmaschinen wären: dem „grünen Netzwerk“.
Priorität: Umweltschutz
Die Nutzung des Internets steigt seit Jahren drastisch. Über 30 Milliarden vernetzte Geräte werden für das Jahr 2020 geschätzt – und zwar nicht nur die üblichen Geräte wie PC, Handy oder Tabletts – wir werden immer mehr über Gebrauchsgegenstände „connected“. Das bedeutet, dass auch die Datenmengen massiv steigen. Das Problem: Hinter jeder Suchabfrage steckt eine enorme Rechenleistung in Kombination vieler Rechner, die allesamt sehr viel Strom verbrauchen. Nun gibt es seit einigen Jahren ein gesteigertes Interesse Richtung „grünes Netz. Laut Greenpeace-Studie „Clicking Green“ engagieren sich mehr Internetanbieter und arbeiten so gut wie möglich CO2-frei.
google.com
Allen voran musste auch Google auf zahlreiche Vorwürfe reagieren und investierte Riesensummen in Windparkanlagen und verschiedene Energieprojekte. Dementsprechend hatten neuere, alternative Suchmaschinen Nachhaltigkeit von Anfang an im Konzept. Je nach Ausrichtung spenden diese SuchDienstleister einen Teil ihrer Werbeeinnahmen für gute Zwecke oder filtern Suchergebnisse vor allem nach „grünen“ Kriterien. Datenschutz ist hier nicht die oberste Priorität.
ecosia.de
ecosia.de hatte von Beginn an (Gründung 2009) die Idee, den Menschen und der Umwelt Gutes zu tun. Gründer Christian Knoll will von seiner Südamerikareise inspiriert, den Regenwald retten. Deshalb werden 80 Prozent der Werbeeinnahmen für die Pflanzung von Bäumen in Brasilien ausgegeben. 2014 erhielt Ecosia das „B Corporation-Zertifikat“ für hervorragendes soziales und ökologisches Engagement.
„Wir ermöglichen es Menschen auf der ganzen Welt, unseren kostbaren Planeten zu schützen. Dabei glauben wir auch an Transparenz, deshalb veröffentlichen wir monatliche Förderbescheinigungen und Geschäftsberichte,“ heißt es auf der Webseite. Dennoch stecken hinter ecosia Bing und Yahoo die nicht so grün funktionieren, wie andere Suchmaschinen. Kritiker sind der Meinung, dass der ökologische Ausgleich prinzipiell eine gute Sache ist, aber die Energie erst gar nicht zu verbrauchen, noch besser sei. Immerhin konnte ecosia.de seit ihrem Bestehen über fünf Millionen Bäume pflanzen, was dennoch nicht zu verachten ist.
ecosearch.org
ecosearch.org ist eine Nonprofit-Organisation, die ähnlich wie ecosia funktioniert. Hier pflanzen sie zwar nicht direkt Bäume, aber die Einnahmen werden an andere Non-Profit Organisationen, die sich z.B. der Rettung des Regenwaldes verschrieben haben, gespendet. Also, wer dort wirbt, wirbt gleich für einen guten Zweck mit.
umlu.de
umlu.de (die Umweltlupe) greift auf Google-Ergebnisse zurück, filtert diese aber nach eigenen Kriterien. In der Datenbank von umlu.de werden nur Unternehmen gelistet, die sich an die vorgegebenen strengen umweltfreundlichen Richtlinien halten: Unternehmen mit umweltschonender, ökologischer Produktion sowie einer nachhaltigen Unternehmenspolitik; Produkte, die keine Schadstoffe enthalten oder ausstoßen; Produkte, die auf Naturstoffen basieren; recycelte Inhaltsstoffe; Produkte, die mehrfach benutzbar sind; in der Herstellung unter Verwendung von erneuerbaren Energien erzeugt oder umweltfreundliche Verpackung und Transport bzw. kurze Transportwege vorweisen.
wegreen.de
wegreen.de funktioniert ähnlich, wenn auch nicht ganz so streng und genau nach ganz grünen Kriterien. Die reine Produktsuchmaschine arbeitet mit einer Nachhaltigkeitsampel. Grün ist gut, gelb mittelmäßig, rot schlecht. Das Bewertungssystem wird oft jedoch etwas zu locker gehandhabt.
GoodSearch.com
GoodSearch.com hat das Motto „search & give“ und spendet die Hälfte seines Umsatzes. Die Nutzer können dabei auswählen, welche Organisationen ihre Spenden bekommen. Spezielle Angebote, Coupons und Sonderrabatte locken auf die Seite. Über 12 Millionen US-Dollar wurden schon gespendet. Die Suchergebnisse liefert allerdings Yahoo!, dessen Stromversorgung nicht so grün ist.
benefind.de
Yahoo! ist auch der Hintergrund-Datenlieferant bei benefind.de. Das Motto: „Sie suchen, wir spenden“ bzw. „Sie shoppen, wir spenden“. benefind. de spendet für jede zweite Web-Suche 1 Cent an eine Organisation. Der User kann sich aus der Vielzahl an Hilfsorganisation eine aussuchen. Do it yourself! Wie bei so vielen Dingen fangen Veränderungen bei einem selbst an. Es bleibt nur noch zu sagen, dass wir Alle gefragt sind, nicht immer nur „auszubügeln“, sondern gleich von Anfang an bewusst zu handeln: durch einen bewussten Umgang mit Suchanfragen und dem Vermeiden von unnötigen Suchen. Umweltschutz beginnt bei jedem Einzelnen.
Magazin Zoë 06/16
Show Comments