„Es ist kein Klimawandel, sondern eine Klimakrise“, verdeutlicht Prof. Doz. DI Dr. Hans-Peter Hutter. Der Mediziner und Umweltexperte von der MedUni Wien möchte das Bewusstsein dafür wecken, dass die Situation tatsächlich ernster ist, als viele Menschen annehmen. Er fordert zum raschen Handeln Aller auf – das könnte zwar den Klimawandel nicht aufhalten, aber ihn vielleicht auf dem derzeitigen Niveau einfrieren.
Die Bezeichnung Klimawandel ist nach Meinung von Prof. Hutter nicht mehr treffend, da sie nicht mehr der derzeitigen Realität entspricht. „Klimakrise trifft es weitaus besser“, erklärt daher der Mediziner und Umweltexperte/MedUni Wien. „Wir haben das Problem seit Jahrzehnten, aber es ist erst jetzt verspätet in der breiten Gesellschaft angekommen.“
Hitze & Sommersmog
Die Auswirkungen des Klimawandels machten sich in Österreich in den letzten Jahren am Land durch extreme Wettereignisse wie Starkregen mit Vermurungen und Hochwasser bemerkbar, während die Städter unter extremen Hitzewellen litten. Denn Hitze beeinträchtigt die Leistungsfähigkeit sowie auch die Lebensqualität – auch bei gesunden Menschen.
Umso mehr belasten extrem hohe Temperaturen ältere Personen sowie Menschen mit Atemwegs- oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Weiters kommt es durch die längere Sonnenscheindauer und der verstärkten UV-Strahlung an Hitzetagen auch zur vermehrten Bildung von bodennahem Ozon. Dieses aggressive Reizgas führt zu Entzündungsreaktionen in den tiefen Atemwegen und erhöht ebenso die Mortalität.
Aggressivere Pollen
Der Anstieg der Temperatur und CO2-Konzentration ist für gewisse Pflanzen von Vorteil – wie z.B. für den Ragweed –, deren Pollen als hoch allergen gelten. Bei diesen Arten kommt es zu einer weiteren verstärkten Ausbreitung in Österreich sowie zu einer längeren Blütezeit. Dadurch steigt das Risiko, eine Allergie zu entwickeln – Allergiker leiden länger und stärker. Zusätzlich sorgen andere Phänomene für eine weitere Verschärfung der Situation: Durch Luftschadstoffe wie Stickstoffdioxid werden beispielsweise die ohnehin aggressiven Ragweed-Pollen noch allergener. Für Pollenallergiker sind mehr gesundheitliche Beschwerden vorprogrammiert.
Lebensumstellung als Chance
„Die Klimakrise ist ein schleichender Prozess, der aber immer schneller voranschreitet. Noch haben wir jetzt die Chance, diesen Prozess abzufedern und können das Schlimmste verhindern. Den Klimawandel gänzlich stoppen können wir sowieso nicht mehr“, warnt Prof. Hutter. Beim Klimaschutz und der Reduktion von Treibhausgasen stimmen die meisten Menschen auch zu. Aber die eigentlichen notwendigen Änderungen betreffen liebgewordene Gewohnheiten. Prof. Hutter: „Es geht beim Klimaschutz vor allem darum, dass jeder etwas tun kann: etwas weniger Fleisch essen und sich mehr ohne Auto bewegen. Das schafft jeder, denn fest steht: Es muss sich einfach ändern.“
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