Porträt: Volker Korbei – Zwischen Medizin & Intuition

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Dr. Volker Korbei ist, wie er sich selbst nennt, Ganzheitsmediziner und das revolutionäre Urgestein in der Österreichischen Frauenheilkunde. Sein Name steht in erster Linie für die Pionierarbeit bezüglich der sanften Geburt in Österreich. Sein größtes Anliegen galt stets der Gesundheit der Patientinnen und deren Sicherheit. Seine Interessen galten kaum dem persönlichen Gewinn – was auch der Grund war, warum er immer Kassenarzt geblieben ist. Er wollte allen Frauen den gleichen Zugang ermöglichen. Volker Korbei ist ein großer Kritiker von unnötigen Vorsorgeuntersuchungen und gleichzeitig ein großer Befürworter der Goldspirale. Was im medizinischen Alltag umgesetzt wird, hat seiner Meinung nach häufig mit beinharter Geschäftspolitik zu tun. Daher sind seine Ansichten vielen Menschen unbequem – er sagt gerade heraus, was er sieht, meint und denkt. Wir haben uns mit ihm unterhalten und mit ihm auf sein Leben und Werken als Mediziner zurückgeblickt.

Volker Korbeis Leben war von Kindheit an geprägt von Umbrüchen, Veränderungen und Gegensätzen. Er lebte immer von einem Extrem ins andere und seine Lebenskulissen änderten sich aufgrund seiner außergewöhnlichen Familiensituation ziemlich drastisch. Als uneheliches Kind kannte er seinen Vater nicht, der noch dazu in Afrika lebte. Zu seiner Mutter hatte er aus politischen Gründen kaum Kontakt.

So wuchs er zuerst bei seinem reschen Tiroler Großvater auf, der ihm lehrte, sich niemals wegen Armut zu schämen und seinen Kopf zu beugen. „Das war sehr wichtig. Es hat mir gebracht, dass ich einen gewissen Stolz und keinen Kleinhäuslerkomplex bekam“, weiß Volker Korbei heute zu schätzen. Mit dieser Lebensweisheit gerüstet, kam er dann in ein Internat, wo er eine ziemlich raue Zeit erlebte – gepaart mit kalter Einsamkeit an den Wochenenden. „Ich war ein richtiger Underdog“, beschreibt Korbei, „ein lonely wolf.“ Trotz anfänglicher Auffassungsschwierigkeiten in den ersten Schuljahren, schloss der durchaus begabte Schüler mit Vorzug ab und studierte dann mehr oder minder zufällig Medizin.

Der Ruf der weiten Welt

Schon während seines Studiums rief ihn die große weite Welt und so fuhr er mit 23 erstmals nach Afrika. Als ihn sein Vater kennenlernen wollte, kam der frisch gebackene Arzt plötzlich aus seinen armen Verhältnissen in eine Oberschichtfamilie. So arbeitete Volker Korbei als „Medizinmann für alles“ in der Klinik seines Vaters und hatte plötzlich eine neu gewonne Familie, Freunde, High-Society und ein tierisches Abenteuer im wahrsten Sinne des Wortes. Obgleich es auch Korbeis Wunsch war in Afrika zu bleiben, und eines Tages die Klinik seines Vaters zu übernehmen, hatte das Schicksal mit ihm andere Pläne. Politische Gründe und der frühe Tod des Vaters änderten seinen Lebensweg.

Medizin & Politik

1969 kam Volker Korbei somit wieder zurück und landete im anderen Extrem: vom afrikanischen Busch ins österreichische Gesundheitsministerium. Dort wurde er mit der Vorsorgemedizin betraut, wo er prinzipiell gut aufgehoben war, denn sein medizinisches Interesse galt immer der Gesundheits-medizin. „Wichtig war mir, etwas zu machen, damit Menschen gesund bleiben“, so Korbei. „Doch die wenigsten Ärzte verstehen etwas von Gesundheitsmedizin.“ Korbei ortete schon damals einen beunruhigenden Trend: Das Riesengeschäft mit der Angst – z.B. Früherkennung und Vorsorge. Er stieß jedoch damals wie heute mit seinen Argumenten auf taube Ohren.

„Im Ministerium habe ich gesehen, wie sehr es um Geld, Karriere und Macht geht und wie viele Entscheidungen vollkommen gegen die Interessen des Patienten gefällt werden,“ schildert Volker Korbei in seiner unverblümten Art. Als er dann vom Hauptverband der Sozialversicherungen abgeworben wurde, war das zwar sehr rühmlich für ihn, doch er kam vom Regen in die Traufe: „Die wirkliche Macht im Gesundheitswesen haben der Hauptverband der Sozialversicherungsträger und die Krankenkassen. Auch dort habe ich gesehen, wie sehr es nur um Macht und Eitelkeiten geht. Es war immer wieder dasselbe. Hardcore-Typen, die von ihrer Intuition total abgeschnitten sind. Es läuft in der Medizin genau dasselbe ab wie in unserer Gesellschaft. Was uns als Gesundheit verkauft wird, ist zu 95 Prozent Geschäft. Ich habe damals schon gewusst, das Vieles nicht stimmt. Zudem habe ich gemerkt, ich kann dort absolut nichts verändern und wenn ich dort bleibe, werde ich genauso.“

Das Gesundheits-Wesen

Somit gab Korbei zum Unverständnis vieler seinen „guten Job“ und Karriere auf. Seine Einstellung zum Gesundheits-Wesen basiert auf dem Gedankengut der großen Ärzte der Menschheit. „Alle großen Ärzte haben gewusst, dass die Seele, die jeweilige Lebenssituation, Weisheit und Gesundheit zusammenhängen,“ schildert der Gesundheitsexperte, der sich als ganzheitlich denkender Schulmediziner sieht.

Bei ihm hat die eigene Intuition immer oberste Priorität in allen (Gesundheits)Fragen. „Wenn die Schulmedizin so weiter macht, wird es ihr gelingen, uns das Vertrauen in alle unsere Lebensfunktionen auszutreiben. Da läuft etwas ganz falsch. Uns wird sehr viel Angst gemacht und in der Schwanger-schaft ist das etwas wirklich Zerstörerisches. Der größte Risikofaktor ist Angst. Angst macht abhängig. Angst macht unmündig und Angst schafft oft dem viel Geld, der sie macht.“

So kam es, dass Volker Korbei seinen weiteren Fachschwerpunkt in die Gynäkologie verlegte. Mit Dr. Michael Adam und drei Hebammen gründete er 1986 das Geburtshaus Nussdorf im 19. Wiener Gemeindebezirk. Das gemeinsame Anliegen des engagierten Teams war, jungen Familien individuelle, sanfte Geburten fernab von den damals üblichen Spitalsgeburten zu ermöglichen.

Es folgten harte arbeitsreiche Zeiten, die ihm jedoch viel Freude bereiteten. Das Konzept der Geburtshilfe setzte auf Intuition, Selbstvertrauen und eine eigene Hebamme als Gesundheits-begleiterin. Der Vater durfte bei der Geburt dabei sein, das Kind blieb bei der Mutter – um nur einige Punkte zu nennen, die heute dank dieser Pioniere selbstverständlich sind. 2002 wurde das Geburtshaus geschlossen, jedoch haben die Begründer ein großes Umdenken initiiert. Die Hebammen aus Nussdorf und mittlerweile viele andere bieten heute Schwangeren an, sie in ausgewählten Spitälern zu begleiten (Infos: nussdorfhebammen.at).

Rückblickend weiß Korbei, dass die Zusammenarbeit zwischen Spital und Hebamme die erfolgreichste Kombination ist: „Die Hebammengeburtshilfe und ein gut ausgerüstetes Spital sind die optimale und erfolgreichste Geburtshilfe – auch für die organische Gesundheit des Kindes“, so Korbei. „Aber die Geburt soll im Gesundheitsbereich bleiben und dafür ist in erster Linie die Hebamme zuständig.“

Gesunde Vorsorge macht nicht krank

Korbei beschloss Kassenarzt zu bleiben, um allen Frauen den gleichen Zugang zu ermöglichen. Natürlich lag ihm als Frauenarzt das Thema Gesundheitsmedizin nach wie vor am Herzen. Das große Geschäft mit dem gesunden Menschen ist heute sein größter Kritikpunkt. „Mittlerweile bestätigen etliche internationale Studien, dass übertriebene Vorsorgeuntersuchungen die Menschen krank machen und trotzdem wird weiterhin Angst geschürt und manche bewiesenermaßen unnötige Vorsorgemaßnahmen werden gefördert.

Vor allem die HPV-Impfungen und auch die Mammografie-Routineuntersuchungen, die in Österreich ab 40 Jahren empfohlen werden, kritisiert Volker Korbei heftig. „In Deutschland gibt es in fast allen Medien Warnungen vor der Mammografie-Untersuchung vor dem 50. Lebensjahr. Der Grund ist, weil sie tatsächlich viel weniger hilft, als man erwartet hatte und sie sehr viele unnötige Operationen, Behandlungen und damit verbundene Ängste und Komplikationen zur Folge hat. Obwohl sie schon in vielen Ländern abgeschafft wurde, es weltweit große Studien gibt, die niemand widerlegt, wird in Österreich sogar das Alter herabgesetzt und mit einer Werbekampagne dafür geworben. Dasselbe gilt für die HPV-Impfung als Prävention gegen Gebärmutterhalskrebs. Man hat von Anfang an gewusst, dass die HPV-Impfung ein Geschäft ist. Aber in Österreich werden fünfjährige Buben (!) geimpft und den Eltern ein Terror gemacht, wenn sie dagegen sind,“ ist Korbei empört.

Goldwerte

Doch es wäre nicht Volker Korbei, wenn er in diesem Fall nicht eine gesunde Alternative hätte. Die Goldspirale ist nämlich nicht nur ein geniales Verhütungsmittel, sondern auch ein Schutz gegen Gebärmutterentzündungen. „Die Goldspirale ist deswegen nicht so bekannt, weil sie sehr viele Vorteile für die Frauen, aber keine ökonomischen Vorteile für die Ärzte und für die Pharmaindustrie hat“, erklärt Korbei den Sachverhalt. Der Gynäkologe setzte die Gold T® seit dem Jahr 2000 ca. 1.500 Frauen zur Empfängnisverhütung ein. Das ergibt Daten von mehr als „8.000 Frauenjahren“. Seine Erfahrung: Hohe Sicherheit, unbegrenzte Liegedauer, Schutz vor Gebärmutter-Entzündungen, frei von hormoneller Beeinflussung, in Relation mit 325 € preisgünstig. Mehr ist dazu nicht zu sagen. Sein Tipp Nr. 1 ist sowieso: „Fragen Sie immer Ihre Intuition, da liegen Sie immer richtig“.

Zoë_Interview 2016

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