Singend, Parolen rufend oder mit Schildern in der Hand versammelten sich am 4.6.2020 rund 50.000 Menschen in Wien zu einer riesigen Demo gegen Rassismus und Polizeigewalt. Ursprünglich war der Protest als Kundgebung geplant, doch durch die große Teilnehmerzahl wurde dann doch eine Demo veranstaltet, die sich vom Platz der Menschenrechte bis zum Karlsplatz bewegte. Als Treffpunkt wurde, sehr symbolisch, das Marcus-Omofuma-Denkmal gewählt. Dieses wurde 2003 als Zeichen gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit errichtet und Marcus Omofuma gewidmet, der 1999 durch Polizeigewalt bei der Abschiebung umkam.

Von der BlackLivesMatter-Bewegung haben wahrscheinlich mittlerweile die meisten gehört. Diese Bewegung demonstriert schon seit mehreren Jahren für die Rechte von Afro-Amerikanern und gegen Polizeigewalt in den USA. Doch seit dem Mord an George Floyd von US-amerikanischen Polizisten findet die Bewegung mehr Zuspruch denn je. Seit Tagen protestieren die Menschen auf der Straße und fordern Gerechtigkeit. Ein wichtiges Anliegen dabei ist ein Verfahren gegen die Polizisten im Fall von George Floyd, aber auch in anderen, ähnlichen Fällen. Auch auf Social-Media werden unzählige Beiträge mit dem Hashtag #blacklivesmatter gepostet und repostet. Neben informativen Beiträgen oder Fotos von Demos wird dazu aufgerufen, Petitionen zu unterschreiben oder an verschiedenste Organisationen zu spenden, denn Aktivismus braucht nicht nur Zeit, sondern auch Geld.

Ein immer wieder kehrendes Thema sind Berichte von Ausschreitungen bei den Protesten in den USA. Aber es gibt auch unzählige friedliche Demos und emotionale Fotos und Videos von Reden oder Polizisten, die sich den Demonstranten anschließen. Denn nicht alle Polizisten sind rassistisch, sondern setzen sich sogar aktiv gegen Rassismus ein. Auch immer mehr „white allies“ („weiße Verbündete“) schließen sich den Protesten an, obwohl sie selbst gar nicht direkt betroffen sind.

Wieso #blacklivesmatter und nicht #alllivesmatter?

Viele Leute sind der Meinung, dass das Hashtag #alllivesmatter („Alle Leben zählen“) passender wäre, um Rassismus zu bekämpfen. Deswegen findet man auch darunter viele Beiträge und Fotos zur aktuellen Situation. Warum ist der Begriff „BlackLivesMatter“ jetzt trotzdem besser? Der Grund dafür ist simpel. In den USA dreht sich die aktuelle Situation um die Ungerechtigkeiten gegenüber der afro-amerikanischen Community. Im Vordergrund stehen die Morde an Menschen wie George Floyd, Breonna Taylor und vielen mehr. Es ist leider Tatsache, dass viele afro-amerikanische Menschen in den USA mit der Angst leben müssen, in Alltagssituationen diskriminiert zu werden, schlechtere Ausbildungs- und Jobchancen zu haben und im schlimmsten Fall sogar umgebracht zu werden. Aus diesen Gründen ist es jetzt so wichtig auf diese Community und Ungerechtigkeiten aufmerksam zu werden, denn dort muss sich etwas ändern. Natürlich sind alle Menschen gleich wichtig, aber genau deswegen ist es jetzt an der Zeit explizit zu sagen #BlackLivesMatter.

Rassismus und Polizeigewalt in Österreich

Auch in Österreich gehören die Themen Rassismus und Polizeigewalt noch nicht der Vergangenheit an. Erst heute (5.6.2020) hat das „Profil“ den Artikel „Tödliche Polizeigewalt auch in Österreich“ veröffentlicht. Dort findet man neben dem Namen Marcus Omofuma auch noch einige andere aufgelistete Fälle. Sogar bei Demonstrationen kommt es immer wieder zu Ausschreitungen von Seiten der Polizei. Erst im Mai 2019 wurde ein 22-jähriger Klimaaktivist auf einer Demo durch Polizeigewalt verletzt.

Auch der Fremdenhass ist in Österreich nichts Unbekanntes. Von kleinen Vorfällen in der U-Bahn, über einen Job, den dann „doch lieber“ der „richtige“ Österreicher bekommt, bis hin zur Politik finden immer wieder Situationen statt, die im Jahr 2020 nicht mehr Realität sein sollten.

Was kann jeder Einzelne gegen Rassismus tun?

Im Internet liest man zurzeit viel von Anti-Rassismus. Aber es reicht einfach nicht mehr, nur nicht rassistisch zu sein, es muss aktiv etwas dagegen getan werden. Nur so lässt sich Rassismus aus der Welt schaffen. Um sowohl die BlackLivesMatter-Bewegung in den USA von Österreich aus zu unterstützen, als auch im eigenen Land aktiv zu werden, gibt es einige Möglichkeiten. Hier ein paar davon:

  • Sich selbst über aktuelle Themen und Situationen informieren.
  • An Demonstrationen oder Veranstaltungen gegen Rassismus teilnehmen.
  • Wichtige Meinungen oder Beiträge per Social-Media teilen, um auch seine Mitmenschen zu informieren.
  • Nicht tatenlos zuschauen, wenn man Augenzeuge von rassistischen Handlungen wird! Schweigen kann in manchen Situationen eine stille Zustimmung sein!
  • Speziell für die Situation in den USA: Petitionen unterschreiben oder auch spenden, wenn die eigene Situation das zulässt.

Text und Fotos: Sara Pilz

 

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