Viele interessante Geschichten beginnen oft unter widrigsten Umständen und wie immer liegt es an einem selbst, was man daraus macht – ob man daran wächst oder zerbricht. Ob man seinen Träumen folgt oder resigniert. Ronny Kokert hat beschlossen zu kämpfen, ist daran zerbrochen, um wieder zu wachsen. Er hat seinen Traum so verbissen gelebt, dass er zum Alptraum wurde und er sich wieder seines ursprünglichen Traumes besann. Heute weiß er: „Wer kämpfen kann, braucht nicht mehr zu kämpfen.“ Und er weiß wirklich, wovon er spricht. Denn erst als er keinen äußeren Feind mehr, sondern nur sein eigenes inneres Ego bekämpfen musste, gelang ihm der Durchbruch und er wurde tatsächlich Weltmeister. Erst dann war er so weit, die alten asiatischen Weisheiten mit dem Hier und Jetzt zu verbinden und seine eigene Methode zu entwickeln. Seine Methode heißt Shinergy und vereint die Zen-Philosophie innerer und äußerer asiatischer Kampfkünste mit den modernen Erkenntnissen westlicher Sportwissenschaft. Eine Kombination für Körper und Geist, für Menschen von heute im Hier und Jetzt.
Die Geschichte von Ronny Kokert begann alles andere als einfach. Mit dreizehn Jahren erkrankte er an einer Knochenmarksentzündung, die ihn von einem Tag auf den anderen ans Bett fesselte. Jedoch war diese Zeit eine absolut wichtige in seinem Leben, denn er beschäftigte sich intensiv mit dem, was ihn tatsächlich begeisterte – mit Kampfkünsten. Ein Jahr lang konnte er sich kaum rühren und während die anderen Kinder herumtollten, träumte er im Krankenbett von seinen ruhmreichen Heldentaten als Samurai-Krieger.
Er verschlang alte asiatische Schriften und Bücher über abendländische Kriegskünste wie z.B. das Kybalion, Taoismus und das I-Ging und las so gut wie alles, was er zu dem Thema finden konnte. Freund und Lehrmeister war ihm in dieser Zeit seine Katze. Er beobachtete sie, wie sie sich, im Gegensatz zu ihm, geschmeidig, schnell und elegant bewegte. Es war auch eine Geschichte mit einer Katze, die ihn auf die Zen-Philosophie brachte. In dem Buch „Wunderbare Katze und andere Zen-Texte“ fängt nämlich eine Katze erst dann eine Ratte, weil sie gelassen und ohne viel Kraftaufwand den richtigen Moment abwarten kann …
Vom Traum zum Alptraum
Mit 15, wieder geheilt, aber den Umständen entsprechend ungelenkig, machte er sich an die praktische Umsetzung der gelernten Prinzipien. Von seiner Vision angetrieben, ein Krieger zu werden, meditierte und trainierte er täglich intensiv – oft heimlich im Wald, weil von den anderen belächelt. Schließlich begann er mit olympischem Taekwondo und Vollkontakt-Taekwondo und startete mit 21 erstmals bei Wettkämpfen. Doch wie das so oft mit Träumen ist – die Realität ist eine andere. Obwohl Ronny Kokert zehnfacher Landesmeister und fünffacher Taekwondo-Staatsmeister wurde, war er nicht glücklich.
Jeder Augenblick ist einzigartig
Der Leistungsdruck wurde immer größer, es ging nur darum, Medaillen zu gewinnen. Er musste es sich und anderen ständig beweisen, kämpfte gegen jeden – auch privat, egal wo er hinkam. Das Leben eines „Helden“ hatte er sich anders vorgestellt. Zu allem Übel stellte er noch dazu fest, dass er sich trotz Titel und schwarzem Gürtel eigentlich nicht verteidigen konnte. Dazu heute Ronny Kokert: „Kein Wunder, diese starren Bewegungsabläufe klassischer Kampfkünste funktionieren nicht in der Selbstverteidigung, weil jede Situation einzigartig ist! Es kommt immer anders, als man trainiert – wie im Leben auch, wo auch jeder Augenblick einzigartig ist!“
Zudem störte ihn, dass es in der klassischen Trainingsmethode nicht um Persönlichkeitsentwicklung und schon gar nicht um Freiheit ging. Frustriert besann sich der enttäuschte Krieger wieder der alten Weisheiten und begann nach einem Konzept zu trainieren, das auf dem Zen basiert und freie variable Bewegungen im Augenblick zum Inhalt hat. Sein erklärtes Ziel war nicht nur, sich selbst verteidigen zu können, sondern auch die Fähigkeit, im Leben flexibel und gegenwärtig agieren zu können, und das vor allem dann, wenn man in Stress- und Angstsituationen unter Druck steht.
Durchbrechende Einsichten
1998 gelang ihm dann buchstäblich der große Durchbruch: Ronny Kokert wurde „Open World Champion“ im Bruchtest-Finale. „Ich hatte mich all die Jahre abgemüht, andere zu besiegen und mein Ego aufzubauen, aber erst dann, als es niemanden mehr gab, den ich besiegen musste, außer mich selbst, gelang mir der Erfolg und ich wurde Weltmeister. Das ist der Grund, warum ich das tue, was ich mache. Weil ich weiß, wie es sich anfühlt, wenn man ein Gefangener der Umstände ist. Weil ich weiß, wie es sich anfühlt, wenn man schwach ist, wenn man Barrieren gegenübersteht. Und weil ich weiß, wie es sich anfühlt, wenn man diese Barrieren überwindet. Weil ich weiß, wie sich Freiheit anfühlt, die in uns selbst beginnt.“
Dies war auch der Moment, wo er wusste, dass er nun seiner eigenen Technik einen Namen geben würde und er so weit war, sein eigenes Institut aufzumachen. Der Name seiner Methode ist Shinergy. Der heutige Slogan „Rebells with a cause“.