Heuschnupfen und seine Folgeerscheinungen

Wer unter Heuschnupfen leidet, hat in der Pollenflugzeit meist unangenehme Begleiterscheinungen wie Augenjucken und eine ständig rinnende oder verstopfte Nase sowie häufiges Niesen. Was aber die wenigsten wissen: Heuschnupfen (allergische Rhinitis) kann noch weitaus unangenehmer werden. Eine Pollenallergie kann nämlich Folgeerkrankungen wie chronische Nasennebenhöhlen- und Stirnhöhlenentzündungen sowie auch Asthma bronchiale verursachen. Eine exakte Diagnose ist daher eine wichtige präventive Gesundheitsmaßnahme für alle Allergiker. Neben den Hauttests stehen nun stark verbesserte und weiterentwickelte, sehr genaue Blut­untersuchungen zur Verfügung. Dank dieser modernen Verfahren können nun „Biomarker der Allergie“ schon früh angezeigt werden.

Heuer startete die Pollensaison aufgrund des milden Jänners schon etwas früher und die Birkenpollensaison erreicht dadurch in diesem Jahr sogar Rekordwerte. Es ist in der Pollenhauptsaison meist schwierig, diesen Allergie- und Asthma­auslösern gänzlich auszuweichen. Manche Menschen sind nur gegen einzelne Pflanzen allergisch, andere reagieren auf viele unterschiedliche Pollenarten. Eines haben jedoch alle gemeinsam: „Eine Pollenallergie betrifft den gesamten Körper und lässt sich auch in Form eines veränderten Blutbildes feststellen, sobald Allergiker ihren Allergieauslösern ausgesetzt werden“, erklärt Univ.-Prof. Dr. Erika Jensen-Jarolim, Fachärztin für Immunologie und Leiterin des AllergyCare-Labors. Zwei aktuelle Wiener Studien belegen dies eindeutig. Die Zahl der roten Blutkörperchen (Erythrozyten), die den Sauerstoff aus der Lunge durch den Körper transportieren, sinkt im peripheren Blut während der Allergenexposition signifikant ab, auf ein Ausmaß einer leichten Anämie. Zu wenige rote Blutkörperchen führen zu einer Mangelversorgung des Gewebes mit Sauerstoff.

 

Allergien sind ganzkörperlich

Typische Symptome sind Blässe, Müdigkeit, Atemnot, Schwäche, Schwindel oder Kopfschmerz – das Krankheitsgefühl bei Allergiesymptomen verstärkt sich. Auf der anderen Seite kommt es, ähnlich wie bei einer Infektion, gleichzeitig zu einem deutlichen Anstieg an Leukozyten (weiße Blutkörperchen), die sonst für die Abwehr von Krankheitserregern zuständig und die „Wächter“ unseres Körpers sind. Sie sollen offenbar die Allergene als vermeintliche Angreifer unschädlich machen. In Anbetracht dessen ist es aus medizinischer Sicht nicht förderlich, zu lange zu warten, bis Hilfe aufgesucht wird. „Durchschnittlich vergehen sechs bis neun Jahre, bis ein Heuschnupfen-Patient zu einer fachgerechten Diagnose und Behandlung kommt!“, verdeutlicht die Expertin. „Diese Zeitspanne gilt es zu verkürzen!“

Neue Diagnoseverfahren

Die Diagnose einer Pollenallergie basiert in erster Linie auf der Anamnese mit einem fachlich geschulten Allergologen. Dieser kann aufgrund der beschriebenen Krankengeschichte in Frage kommende Allergieauslöser in Zusammenhang bringen. Für gänzliche Gewissheit sorgen als weitere Schritte wie allseits bekannt Hauttests und vermehrt auch Blutscreenings. Hauttestungen mit Allergenextrakten haben sich bisher sehr gut bewährt, jedoch sind sie für Kleinkinder, alte Menschen oder Patienten mit atopischen Ekzemen (Neurodermitis) oft nicht geeignet. Für diese Menschen, aber auch generell, ist das Blutscreening eine bessere Form der Diagnose. Die Blutuntersuchung hat sich in den letzten Jahren weiterentwickelt und stark verbessert. Schnell und wenig belastend kann sie z.B. bei Kindern oder bei älteren Menschen eine Sensibilisierung schon früh anzeigen und wichtige Informationen für eine zielgerichtete Therapie liefern.

Pollenallergie
Pollenallergie
Molekülsuche gibt Aufschluss

Besonders genau ist die sogenannte Komponenten-basierte Diagnostik. Hier können nicht nur die Allergieauslöser als Ganzes untersucht werden – ein Allergenextrakt besteht aus vielen Bestandteilen –, sondern es lässt sich ganz gezielt herausfinden, gegen welche einzelnen Moleküle in dieser Mischung der Patient reagiert. Diese Errungenschaft hilft, Exposition gegen Umweltallergene festzustellen und unterstützt ein sehr zielgerichtetes und rasches Identifizieren des beschwerdeauslösenden Allergens.

Diese Blutuntersuchung kann auf zwei unterschiedliche Arten durchgeführt werden. Beide Tests weisen Antikörper schon nach, wenn noch gar keine Symptome erkennbar sind, aber eine Sensibilisierung vorhanden ist. Die Tests basieren entweder auf der Analyse einzelner Allergene oder werden mittels eines Allergen-Mikro­chips, der aus nur einem Blutstropfen in einem Durchgang IgE gegenüber 100 Allergene screent, durchgeführt.

Abgestimmt mit den vorliegenden Beschwerden wird die Therapie demnach punktgenau eingesetzt. Die Diagnostik mit Extrakten und einzelnen Allergenkomponenten kann österreichweit in allen Allergiezentren durchgeführt werden. Die Krankenkasse zahlt Tests auf fünf Allergene pro Quartal. Der Allergen-Chip erlaubt ein breites Screening, wird aber nur in einigen spezialisierten Zentren angeboten, die Kosten für diese moderne Testung müssen Patienten selbst tragen.

Die Services der Pollen-App

Der Österreichische Pollenwarndienst hat sich als hilfreicher „Lebensmanager“ für Pollenallergiker etabliert. Die Pollen-App steht mittlerweile in Österreich, Deutschland, Südtirol, der Schweiz, Schweden, Spanien und Großbritannien sowie in sechs Sprachen zur Verfügung. Die neue Version der Pollen-App 6.0 bringt einige Verbesserungen: Sie bietet mehr Services an und es wurde zudem die Menüführung um einiges nutzerfreundlicher gestaltet.

So gelangt man zum Beispiel direkt vom Startscreen zu den Detailergebnissen, ohne Umweg über Ortsauswahl, denn die App merkt sich nun den letzten Standort. Die Wetter-Parameter sind jetzt besser sichtbar und es gibt auf der Startseite mehr Hinweise auf das Pollentagebuch. Weiters zeigt die aktualisierte Version gleich am Startscreen in Form einer Grafik das Allergierisiko im Tagesverlauf an. Allergiker erhalten somit einen stündlichen Überblick über die Höhe der Belastung. Pollentagebuch: Symptome an Nase, Augen und Lunge sowie das Gesamtbefinden werden (anonymisiert und möglichst täglich) erfasst und verwendete Medikamente dokumentiert. Die Einträge sind die Voraussetzung für personalisierte Prognosedaten.

Allergiefragebogen: Dieser gibt einen ersten Hinweis, ob eine allergische Atemwegserkrankung vorliegen kann. Persönliche Pollenwarnung: Sie liefert auf die individuelle Reaktionslage zugeschnittene Informationen (persönliche Belastungswarnung, Eilmeldungen bei akuter Belastung,
spezifische Blühzeiten, Saisonstart).

Allergierisiko: Es stellt das errechnete Risiko aufgrund von Luftschadstoffen (Stickstoffdioxid, Ozon, Feinstaub), der Maximaltagestemperatur und der Pollenbelastung dar. Durchschnittliche Tagesbelastung für den eigenen Standort

Pollen-Lexikon: Steckbriefe zu den Allergenen, detaillierte Blüh-zeiten, Pollen-Countdown bis zum Saisonstart

Erinnerung an den Arztbesuch

Facharztsuche: ohne Umwege zum spezialisierten Arzt in der Nähe

Die App steht für Smartphones und Tablets mit iOS und Android zum kostenlosen Download auf
pollenwarndienst.at sowie in den App-Stores zur Verfügung.

Magazin Zoë 10/08

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