Die Herstellerabgabe auf besonders zuckerhaltige Getränke in Großbritannien zeigt Wirkung: Wie eine Recherche der Verbraucherorganisation foodwatch ergab, hat ein Großteil der Hersteller auf dem britischen Markt vor Inkrafttreten der Abgabe am 6. April den Zuckergehalt seiner Getränke reduziert. Ein weiteres Plus: Die britische Regierung hat angekündigt, die Steuereinnahmen zweckgebunden für die Förderung des Schulsports und des Schulessens verwenden zu wollen.
Stark zuckerhaltige Getränke fördern nachweislich die Entstehung von Übergewicht und Typ-2-Diabetes. Übergewicht und Fettleibigkeit (Adipositas) bei Kindern sowie Erwachsenen haben in den vergangenen Jahrzehnten dramatisch zugenommen. Adipositas wird inzwischen als das am schnellsten wachsende Gesundheitsproblem eingestuft.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) sowie die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) sprechen in diesem Zusammenhang von einer globalen „Adipositas-Epidemie“. Gesundheitsexperten schreiben zuckerhaltigen Getränken eine besondere Rolle in dieser Entwicklung zu. Der Konsum dieser Getränke fördert nachweislich die Entstehung von Übergewicht sowie Typ-2-Diabetes und wird zudem mit einem erhöhten Risiko für Herzinfarkte in Verbindung gebracht. Die Weltgesundheitsorganisation spricht sich deshalb für Abgaben auf Zuckergetränke aus.
Ab 5 Gramm pro 100 Milliliter wird Steuer gezahlt
Das im März 2016 in Großbritannien verabschiedete Gesetz sieht Abgaben für die Hersteller von Getränken vor, die mehr als 5 Gramm Zucker je 100 Milliliter enthalten, bei mehr als 8 Gramm wird eine höhere Abgabe fällig. Die Marktführer Coca-Cola, Britvic, Lucozade Ribena Suntory, die Handelsunternehmen Tesco und Lidl sowie mehrere kleinere Unternehmen haben seit Ankündigung des Gesetzes im März 2016 den Zuckergehalt etlicher Produkte gesenkt, um der Abgabe zu entgehen. Coca-Cola hat den Zuckergehalt seiner Softdrinks Fanta und Sprite seitdem von 6,9 Gramm auf 4,5 beziehungsweise 3,3 Gramm gesenkt – hierzulande enthalten Fanta und Sprite noch mehr als 9 Gramm Zucker …
Effekt größer als erwartet
Laut dem staatlichen Office for Budget Responsibility (OBR), das den britischen Staatshaushalt überwacht, haben die Hersteller den Zuckergehalt ihrer Getränke schneller und konsequenter gesenkt als erwartet. Das Beispiel Großbritannien zeigt: Herstellerabgaben auf Zuckergetränke entfalten eine deutliche Lenkungswirkung und führen zu einer drastischen Senkung des Angebots überzuckerter Getränke.
Großbritannien reiht sich neben Irland, Portugal, Estland, Belgien, Norwegen, Finnland und Frankreich in die immer länger werdende Liste von Ländern ein, die mit steuerlichen Anreizen aktiv gegen Fehlernährung, Fettleibigkeit und Diabetes vorgehen.
Problem: Süßstoffe sind nicht inkludiert
Kritisch bewertete foodwatch aber in diesem Zusammenhang, dass viele britische Hersteller Zucker durch Süßstoffe ersetzt haben, da die britische Abgabe keine Süßstoffe umfasst. Rezepturänderungen sollten darauf abzielen, nicht nur den Gehalt von Zucker, sondern den Süßgeschmack insgesamt zu verringern, um der allgemeinen Süßgewöhnung bei Kindern und Jugendlichen entgegenzuwirken.
Quelle und Infos: foodwatch.org
März 2018